Ursachensuche nach schwerem Zugunglück

Konsequenzen gefordert

Nach dem schweren Zugunglück in Sachsen-Anhalt mit zehn Toten und 23 Verletzten suchen die Ermittler nach der Unglücks- Ursache. Nach wie vor ist unklar, ob ein technischer Fehler oder menschliches Versagen zu der Katastrophe führten. Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert unterdessen Konsequenzen des Unglücks.

 (DR)

Die Bischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland, Ilse Junkermann, und der Kirchenpräsident der Evangelischen Landeskirche Anhalts, Joachim Liebig, hätten auf die Katastrophe "mit Entsetzen und Trauer" reagiert, teilten die beiden Landeskirchen mit.



Die leitenden Geistlichen würden den Angehörigen der Toten ihr tiefes Mitgefühl ausdrücken und die Opfer in ihre Gebete einschließen, hieß es. Junkermann wirkte am Sonntagnachmittag neben dem zuständigen Pfarrer Friedrich von Biela an einem Trauergottesdienst im evangelischen Gemeindesaal von Hordorf mit.



Neben weit mehr als 100 Polizisten und Rettungskräften waren in der Nacht auch sechs Notfallseelsorger aus dem Bördekreis zur Unglücksstelle geeilt. Weitere Notfallseelsorger standen Angehörigen bei, als ihnen am Sonntag die Todesnachrichten überbracht wurden. An den Einsätzen beteiligen sich außerdem der für die Magdeburger Polizeidirektion zuständige Polizeipfarrer Friedrich Wegener und der Bundespolizeipfarrer Burkhard Schulz. Die Koordination übernahm die evangelische Landespolizeipfarrerin und Beauftragte für Notfallseelsorge in Sachsen-Anhalt, Thea Ilse, von Halle aus.



Aufräumarbeiten an Unfallstelle bei Hordorf fortgesetzt

Die Aufräumarbeiten an der Unfallstelle sind in der Nacht zu Montag weitgehend abgeschlossen worden. Der beim Zusammenstoß mit einem Güterzug völlig zerstörte Triebwagen des Personenzuges wurde von Mitarbeitern des Technischen Hilfswerkes in mehrere Teile zerlegt und mit Spezialfahrzeugen zur weiteren Untersuchung nach Halberstadt abtransportiert, wie ein Sprecher der Bundespolizei am Morgen sagte. Wie lange die Aufräumarbeiten und die Reparatur der beschädigten Gleise andauere, sei noch unklar. Experten seien weiterhin bemüht, die Unglücksursache und die Identität der Toten zu klären.



Zwischen Halberstadt und Oschersleben sowie in Gegenrichtung wird voraussichtlich noch mehrere Tage ein Ersatzverkehr mit Bussen eingerichtet, wie ein Sprecher des Bahn-Unternehmens Harz-Elbe-Express (HEX) am Montag sagte. Zwischen Oschersleben und Magdeburg verkehrt ein Pendelverkehr mit Triebwagen von und nach Magdeburg. Zwischen Halberstadt und Thale sowie zwischen Halberstadt und Blankenburg (Harz) fahren die HEX-Züge ebenfalls im Pendelverkehr.



Konsequenzen gefordert

Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert unterdessen Konsequenzen des schweren Zugunglücks. "Es muss geklärt werden, ob und wo es gegebenenfalls grundlegende Sicherheitsmängel gibt, insbesondere auf Strecken mit schwerem Güterverkehr und Personenzügen", sagte der Vorsitzende des Verbandes, Karl-Peter Naumann, den Dortmunder "Ruhr Nachrichten" (Montagausgabe).



Sicherheitssysteme, die beim Überfahren eines roten Signals eine sofortige Notbremsung auslösen, seien "längst nicht auf allen Strecken in Ostdeutschland" eingebaut. Dort müsse jetzt schnell nachgerüstet werden.



In Westdeutschland seien entsprechende Systeme dagegen Standard. Naumann forderte Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) auf, ihr Funktionieren regelmäßig durch das Eisenbahnbundesamt überprüfen zu lassen. "Sicherheit muss Vorrang haben. Es gibt sie nicht zum Nulltarif", sagte Naumann dem Blatt weiter.