Die Menschen in Grefrath wollen wissen, wie es zu dieser Tragödie kam. Sie bleiben daheim - vor dem Fernseher. Gleich mehrere Sender übertragen die Ausführungen vom Leiter der Soko "Mirco", Ingo Thiel.
Sprachlos sitzt Manfred Fernbach in seinem Elektroladen vor dem Fernseher. Thiel spricht gerade über den geständigen Täter. Der 45-Jährige mutmaßliche Mörder von Mirco soll ein treusorgender Familienvater gewesen sein. "Der Mann scheint krank zu sein", ist Fernbachs erste Reaktion. Er selbst ist mehrfacher Vater und Großvater. Vollkommen unverständlich sei es, dass der Mann aus dem nahegelegenen Schwalmtal solch eine Tat vollbracht haben soll. "Das geht unter die Haut", sagt Fernbach mit schwacher Stimme.
Auch wenn das Entsetzen über die Tat von Olaf H. in Grefrath groß ist, kreisen die Gedanken der Menschen hier doch auch um die Familie des Täters. "Wie sollen die Kinder des Mannes je wieder glücklich werden", fragt Fernbach. Seine Tochter sitzt neben ihm. Eine Antwort gibt sie ihm aber nicht. Ihr Schweigen ist Ausdruck von Trauer und Fassungslosigkeit.
"Was in so einem Kopf vorgeht"
Nur wenige Meter vom Elektroladen entfernt ist ein kleiner Gemüsestand aufgebaut. Die Marktfrau spricht mit einem Ehepaar über die neuen Erkenntnisse im Fall Mirco. Auf den geständigen Täter angesprochen, wird die Verkäuferin wütend. "Ich kann mir einfach nicht vorstellen, was in so einem Kopf vorgeht", sagt sie. Darüber, was die Familie von Mirco in den letzten Monaten durchgemacht habe, wolle sie gar nicht erst nachdenken.
Eine Passantin lenkt das Gespräch auf die Familie von Olaf H.: "Sie können eigentlich nicht mehr hier in der Gegend weiterleben. Das geht einfach nicht. Dafür ist zu viel passiert." Das Schicksal von Opfer- und Täterfamilie berührt die Menschen in Grefrath gleichermaßen.
Schule trauert um Mirco
Gleichwohl herrscht am Grefrather Schulzentrum an diesem Freitag normaler Schulbetrieb, auch wenn der Fall Mirco natürlich auch hier ein Thema ist. Der damals Zehnjährige ging auf die Gemeinschaftshauptschule. Am Eingang zum Schulgelände weht nun eine Fahne auf Halbmast. In den Klassen reden die Lehrer mit ihren Schülern über die traurige Gewissheit, dass Mirco tot ist.
Auch wenn der Täter gefasst ist und in Untersuchungshaft sitzt, holen noch immer zahlreiche Eltern ihre Kinder von der Schule ab. So haben sie es auch in den vergangenen 145 Tagen gemacht, seitdem Mirco verschwunden war. "Dieses Gefühl der Ungewissheit und Angst wird noch lange in Erinnerung bleiben", sagt eine Mutter, während ihre neunjährige Tochter in den Wagen steigt.
Als Mirco Anfang September verschwunden war, kamen viele Menschen aus Grefrath in der katholischen Pfarrkirche zu einem gemeinsamen Gottesdienst zusammen. Nun, da der Tod des Jungen Gewissheit geworden ist, wird es wohl in der kommenden Woche eine Gedenkfeier geben. Dann können Familie, Freunde, Angehörige und alle Grefrather gemeinsam trauern und Abschied nehmen von dem Jungen.
Schicksal von Mirco berührt Menschen in Grefrath
"Das geht unter die Haut"
Wie ein Schleier hat sich die Stille über Grefrath gelegt. In dem ohnehin beschaulichen Ort am Niederrhein ist an diesem Freitagmorgen kaum ein Mensch auf der Straße. In diesen Minuten informieren Polizei und Staatsanwaltschaft die Öffentlichkeit darüber, wie der zehnjährige Mirco vor fast fünf Monaten das Opfer von Olaf H. wurde.
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