"Eine solche Entscheidung wäre auch ein Beitrag zur Versöhnung und zur Wiederherstellung von Frieden und Gerechtigkeit im Irak nach den schweren Leiden", erklärte Lombardi. Er hoffe, dass die Todesstrafe nicht vollzogen werde. Was eine mögliche humanitäre Intervention zugunsten von Aziz betreffe, werde sich der Heilige Stuhl der ihm zur Verfügung stehenden diplomatischen Kanäle bedienen und nicht an Öffentlichkeit gehen, so der Sprecher.
Auch die irakischen Bischöfe haben sich gegen die Hinrichtung von Aziz ausgesprochen. "Wir Christen respektieren das Recht auf Leben, das ein Geschenk Gottes ist und niemandem genommen werden darf", zitierte der italienische Pressdienst SIR am Mittwoch den chaldäischen Patriarchalvikar von Bagdad, Bischof Shlemon Warduni.
Ähnlich äußerte sich auch der Lateinische Erzbischof der irakischen Hauptstadt, Jean Benjamin Sleiman. Die Christen bräuchten Frieden und Sicherheit und keine neuen Konfrontationen. Sleiman wertete das Todesurteil als "eine Art Botschaft" an politische Kräfte im Irak, die Angehörige der aufgelösten Baath-Partei des früheren Diktators Saddam Hussein wieder ins politische Leben des Landes integrieren wollten.
Der "Vorzeige-Christ"
Über Jahrzehnte war Tarik Aziz (74) ein politischer Überlebenskünstler und der "Vorzeige-Christ" des irakischen Regimes unter Saddam Hussein. Als Minister in unterschiedlichen Funktionen zählte der weltgewandte Politiker über Jahrzehnte zu den treuesten Weggefährten des Diktators. Noch kurz vor dem Irak-Krieg kam Aziz im Februar 2003 mit seiner Audienz bei Papst Johannes Paul II. und einem Besuch beim Friedensgebet in Assisi in die internationalen Schlagzeilen. Im April 2003 stellte er sich der US-Armee und sitzt seitdem in Haft.
Am Dienstag wurde der laut Medienberichten inzwischen schwer kranke Aziz von einem Sondertribunal in Bagdad zum Tod durch den Strang verurteilt. Die Richter befanden ihn für schuldig, an der blutigen Niederschlagung von Protesten der damaligen schiitischen Untergrundpartei Daawa beteiligt gewesen zu sein. Der Partei gehört auch der heutige irakische Ministerpräsident Nuri el Maliki an.
Aziz, der zur katholischen Minderheit der Chaldäer gehört, stammt aus dem Ort Tal Kaif bei Mossul im Kurdengebiet im Norden des Irak. Zwar wurde er auf den Namen Michael Juhanna getauft, wählte aber später den arabischen Namen Tarik Aziz, wohl um sich der muslimischen Bevölkerungsmehrheit anzupassen. Schon früh schloss sich Aziz der Partei der Arabischen Sozialistischen Wiedergeburt (Baath) an, wo er bald dem Flügel des damaligen Jurastudenten Saddam Hussein angehörte.
Der hoch gebildete und charmante Diplomat Aziz pflegte stets einen verbindlichen Umgang mit den Medien, galt aber als in der Sache unerbittlich. Von den USA und Großbritannien wurde er 2003 wegen Beteiligung an Kriegsverbrechen gegen Kuwait, Iran und die eigene Bevölkerung gesucht. Aziz ist verheiratet und hat drei Kinder. Einer seiner Söhne wurde 2001 wegen Korruption und Machtmissbrauchs verurteilt.
Kirche lehnt Todesstrafe für Iraks Tarik Aziz ab
Nicht Auge um Auge
Der Vatikan hat sich gegen eine Hinrichtung des früheren irakischen Außenministers und Vize-Premiers Tarik Aziz gewandt. Die katholische Kirche lehne die Todesstrafe prinzipiell ab, betonte Vatikansprecher Federico Lombardi. Auch die irakischen Bischöfe protestieren.
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