Bistümer haben kaum Bedenken gegen Street View

Alles halb so wild?

Das geplante Street-View-Programm des Internetkonzerns Google stößt bei katholischen Bistümern auf wenig Widerspruch. Insbesondere Kirchen seien öffentliche Gebäude, die auch im Netz ihren Platz hätten, hieß es bei einer Umfrage. Bedenken gibt es mit Blick auf die Abbildung von Schulen, Kindergärten und sozialen Einrichtungen wie Frauenhäusern.

 (DR)

Wenn Kirchengebäude künftig auch aus der Straßenansicht heraus zu sehen sind, könne das eher eine Art Werbung sein, sagte der Sprecher des Erzbistums Köln, Michael Kasiske, am Donnerstag auf Anfrage. So bestehe die Möglichkeit, dass der Name der jeweiligen Pfarrei angezeigt und sogar mit einem Link versehen werde. Darüber könne der Internet-User dann Gottesdienstzeiten und andere Termine erfahren.

Pläne, etwa die Ansicht des Kölner Doms oder anderer Kirchen zu verbieten, gebe es im Erzbistum nicht. Allerdings liege die Entscheidung bei den einzelnen Pfarreien. Auf mögliche Probleme verwies der Caritasverband der Erzdiözese: Es gebe auch sehr sensible Bereiche wie zum Beispiel Frauenhäuser, sagte Sprecher Alfred Hovestädt. Über mögliche Konsequenzen einer Veröffentlichung bei Street View etwa im Hinblick auf sogenannte Stalker werde bei der Caritas derzeit beraten.

Das Erzbistum Berlin will das Thema nach der Sommerpause auf die Tagesordnung setzen, sieht aber bislang kein Problem bei der Sankt-Hedwigs-Kathedrale, sagte Bistumssprecherin Martina Richter. Kritischer sei das bei katholischen Schulen zu beurteilen, falls Schüler abgebildet würden. Das Bistum Dresden-Meißen sieht keine Probleme bei seiner Kathedrale, ansonsten liege die Entscheidung bei den Ortspfarrern, hieß es.

Ein Sprecher des Bistums Rottenburg-Stuttgart zeigte sich «besorgt, misstrauisch und alarmiert» über die steigende Datenflut im Netz. Zudem habe Google mit dem Abgreifen ungesicherter WLAN-Daten nicht unbedingt das Vertrauen erhöht. Eine Pixelung öffentlicher kirchlicher Gebäude plant das Bistum nicht. Zur Frage des Umgangs mit kirchlichen Privathäusern gebe es derzeit noch einen Entscheidungsprozess. Zugleich kritisierte der Sprecher, dass Google versuche, willkürlich eine Widerspruchsfrist durchzusetzen.

Der Sprecher des Erzbistums Freiburg, Robert Eberle, nannte die Forderungen nach dem Schutz der Privatsphäre und der Offenlegung der gewonnenen Daten berechtigt. Zugleich betonte er, Kirchen sorgten seit Jahrhunderten für Orientierung. Deshalb sei es gut, wenn Kirchengebäude auch in der digitalen Welt sichtbar seien. Wo es zum Beispiel bei Kindergärten und Beratungsstellen Bedenken gebe, können die Einrichtungen die Bilder ihrer Gebäude unkenntlich machen lassen. Eine Grundsatz-Entscheidung des Erzbistums Freiburg gebe es dazu nicht.

Die Sprecherin des Bistums Limburg, Patricia Arndt, betonte, Kirchen und kirchliche Einrichtungen seien keine privaten, sondern öffentliche Räume. Insofern stelle sich für das Bistum nicht die Frage nach einem Widerspruch. Die Sensibilität für kirchliche Bauten sei nicht vergleichbar mit der Privatsphäre von Wohnhäusern.

Gelassenheit herrscht in Franken vor. Auch im Erzbistum Bamberg und im Bistum Würzburg wurde darauf verwiesen, dass Kirchen und Kathedralen öffentliche Gebäude seien. Die meisten fänden sich schon jetzt mit Bild und ausführlichen Beschreibungen im Internet. «Das ist ja auch gewollt», betonte eine Sprecherin aus Bamberg. Ihr Kollege in Würzburg sah das genauso.

Der Internet-Konzern hatte angekündigt, zunächst die Straßenansichten der 20 größten deutschen Städte zu zeigen. Dazu gehören Berlin, Bonn, Bremen, Bielefeld, Bochum, Dresden, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Essen, Frankfurt am Main, Hamburg, Hannover, Köln, Leipzig, München, Mannheim, Nürnberg, Stuttgart und Wuppertal. Ähnliche virtuelle Rundgänge sind bereits in vielen westeuropäischen und US-amerikanischen Städten möglich.