Völkermord-Tribunal in Kambodscha

Das aktuelle Stichwort

Das UN-gestützte Tribunal zur Aufarbeitung der Schreckensherrschaft der Roten Khmer (1975-1979) ist der erste internationale Gerichtshof mit mehrheitlich einheimischen Richtern und Anklägern. Urteile aber können nur mit Zustimmung mindestens eines UN-Richters gefällt werden. Am Montag wird das erste Urteil erwartet. Der frühere Leiter des Foltergefängnisses "Tuol Sleng", Kaing Khek Iev alias "Duch", ist wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit, Kriegsverbrechen, Mord und Folter angeklagt.

 (DR)

Das Tribunal, von Anfang an in Geldnöten, wird vom Ausland mitfinanziert, auch aus Deutschland. Unter den Roten Khmer kamen bis zwei Millionen Kambodschaner ums Leben. Sie starben an den Folgen von Folter, Zwangsarbeit und Hunger. Im Januar 1979 beendete eine Invasion der vietnamesischen Armee die Herrschaft der lange von den USA und China unterstützen Roten Khmer.

Außer "Duch" sitzen vier weitere hochrangige Ex-Kader des Rote-Khmer-Regimes auf der Anklagebank: Der damalige Chefideologe Nuon Chea (84), der ehemalige Staatschef Khieu Samphan (78), Ex-Außenminister Ieng Sary (84) und dessen Frau, die einstige Sozialministerin Ieng Thirith (78). Die vier waren zwischen September und November 2007 verhaftet worden.

Zuvor hatten sie jahrelang unbehelligt in Freiheit gelebt. Sie beharren darauf, von den Gräueltaten nichts gewusst zu haben. Die Prozesse gegen sie sollen voraussichtlich 2011 beginnen. Der damalige Anführer der Rotem Khmer, Pol Pot, kann nicht mehr juristisch belangt werden. Er starb bereits 1998.