Die Deutsche Bischofskonferenz begrüßt den Ausbau der Krippenplätze - unter Bedingungen

"Der Staat hat eine echte Wahlmöglichkeit der Eltern zu unterstützen"

Die Deutschen Bischöfe haben sich auf ihrer Frühjahrs-Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz 2007 zum Thema frühkindliche Betreuung geäußert. Im Mittelpunkt müsse stets das Wohl des Kindes stehen. domradio.de dokumentiert in Auszügen das Pressestatement des damaligen Vorsitzenden der DBK, Kardinal Karl Lehmann.

 (DR)

Viele Familien sehen sich aus ganz unterschiedlichen Gründen zur Berufstätigkeit beider Elternteile veranlasst. Daher ist ein Ausbau der Plätze für frühkindliche Betreuung und Erziehung erforderlich. Vertreter des Bundes, der Länder und Kommunen haben sich auf einen angenommenen Bedarf von 750.000 Plätzen für die Betreuung von Kindern unter drei Jahren festgelegt. Damit würde in etwa für jedes dritte Kind unter drei Jahren ein Betreuungsangebot bestehen. Erfahrungsgemäß werden es insbesondere Kinder im Alter von 2-3 Jahren sein, deren Eltern sich für diese Betreuung entscheiden.Viele Eltern entscheiden sich aus guten Gründen dafür, die Berufstätigkeit eines Elternteils, zumeist der Mutter, zumindest in den ersten drei Lebensjahren aufzugeben, um so die Betreuung, Pflege und Erziehung der Kinder in der Familie zu leisten.

Eltern entscheiden also sehr unterschiedlich darüber, ob und ab welchem Alter sie eine Kinderbetreuung in einer Kindertagesstätte oder in der Kindertagespflege für ihre Kinder wünschen. Der Staat hat eine echte Wahlmöglichkeit der Eltern zu unterstützen und darf daher nicht nur Anreize für ein Betreuungsmodell setzen.

Im Mittelpunkt der Diskussion um den Ausbau von Betreuungsmöglichkeiten muss stets das Wohl des Kindes stehen. Nach wie vor ist umstritten, ob und unter welchen Umständen es die Entwicklung von Kindern unter drei Jahren eher fördert oder beeinträchtigt, wenn sie in einer Kindertagesstätte oder von einer Tagesmutter betreut werden. Forschungen kommen hier zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Übereinstimmend steht jedoch fest, dass die Qualität der frühkindlichen Betreuung ganz besonders wichtig für das Kindeswohl ist. Dies verlangt in erster Linie eine qualifizierte Aus- und Weiterbildung der Erzieherinnen und insbesondere auch einen Personalschlüssel, der ein Erzieher-Kinder-Verhältnis von etwa 1 zu 4 ermöglicht. Hier ist besonders darauf zu achten, dass bestehende Kindergartengruppen, die aufgrund sinkender Kinderzahlen insgesamt kleiner werden, nicht einfach mit unter dreijährigen Kindern aufgefüllt werden dürfen. Auch die Dauer und Regelmäßigkeit, mit der Kinder unter drei Jahren fremdbetreut werden, sind für das Kindeswohl erheblich.

Grundsätzlich gilt: Die Betreuung hat sich nicht allein an den Erfordernissen der Arbeitswelt auszurichten, sondern die Arbeitswelt muss stärker auf die Belange von Eltern und ihren Kindern Rücksicht nehmen. Vorschläge, wie zusätzliche Betreuungsplätze finanziert werden sollen, müssen sehr sorgfältig geprüft werden. Eine Finanzierung des Ausbaus durch den Abbau anderer familienbezogener Leistungen lehnen wir ab. Denn dies hätte unweigerlich zur Folge, dass die Familien, die sich für eine Betreuung der Kinder in der Familie entscheiden, benachteiligt würden zu Gunsten jener Familien, die eine außerfamiliäre Betreuung in Anspruch nehmen. Der Staat würde so ein Lebensmodell fördern und erleichtern, bei dem beide Eltern möglichst schnell wieder in den Beruf einsteigen, gleichzeitig aber allen Familien, die sich anders entscheiden, Leistungen kürzen. Geeignete Rahmenbedingungen für die bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu schaffen, ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.