Zuma als "Architekt" einer neuen Zukunft?

Aids in Südafrika

Fortschritte in Südafrika sieht der frühere US-Präsident Bill Clinton, der mit einer Stiftung Gesundheitsprogramme unterstützt. "Präsident Jacob Zuma ist stolz, dass sein Land kein Paria mehr in Sachen Aids ist", sagte er in Wien. Lefa Thlami, der Sprecher der Aids-Aktionsgruppe Treatment Action Campaign in Südafrika, befürchtet aber, die am Welt-Aids-Tag, am 1. Dezember 2009, verkündete Kehrtwende in der Aids-Politik könnte zu einem bloßen Lippenbekenntnis verkommen. Denn das Geld ist knapp.

 (DR)

Zuma hat angekündigt, die Zahl der Neuinfektionen innerhalb von eineinhalb Jahren zu halbieren. Bis dahin sollen auch 80 Prozent der HIV-Infizierten, die Medikamente benötigen, auch welche erhalten. Das waren neue Töne. Zumas Vorgänger Thabo Mbeki hatte bestritten, dass Aids durch Viren entsteht. Seine langjährige Gesundheitsministerin empfahl statt Medikamenten Knoblauch, Olivenöl und rote Bete.

Der Direktor des UN-Aidsprogramms, Michel Sidibé nennt Zuma bereits den «Architekten» einer neuen Zukunft. Mit dem Aktionsplan werde er Afrikas Geschichte neu schreiben, sagte er. Dabei hatte Zuma einst selbst mit abfälligen Bemerkungen über die Aids-Gefahr Empörung ausgelöst. Er habe nach dem Sex geduscht, sagte er in einem Vergewaltigungsprozess, der mit einem Freispruch endete.

Südafrika gehört zu den Ländern, die weltweit am schlimmsten unter Aids leiden. Rund sieben Millionen Einwohner sind HIV positiv, rund 18 Prozent der Erwachsenen, und täglich kommen rund 1.500 Neuinfektionen hinzu. Eine Million Aids-Kranke bekommt inzwischen die antiretroviralen Medikamente, die ihr Leben verlängern und ihre Symptome lindern. Dennoch sterben nach wie vor täglich rund 600 Menschen an Aids, wie die «Treatment Action Campaign» betont.

Kostenlose und freiwillige Beschneidung
Zu den Kernpunkten der neuen südafrikanischen Aids-Strategie gehört, die kostenlose und freiwillige Beschneidung von Männern, die das Übertragungsrisiko des HI-Virus um 50 bis 60 Prozent reduziert. Vorgesehen ist auch die kostenlose Vergabe der teureren Aids-Medikamente der zweiten Generation, wenn die Nebenwirkungen zu stark sind. Hinzu kommt die Beschleunigung der Patientenaufnahme, indem Krankenschwestern und angelerntes Personal Standardaufgaben von Ärzten übernehmen.

Der stellvertretende Vorsitzende des nationalen Aidsrats, Mark Heywood, schätzt, dass in fünf Jahren fünf Millionen Aids-Kranke in Südafrika Medikamente bekommen können. Aber schon jetzt sind die Wartelisten lang. «Wir unterstützen das staatliche Programm voll und ganz», sagt Lefa Tlhami. Allerdings seien die Ziele sehr ehrgeizig.
Es gebe zu wenig Ärzte, und das Klinikpersonal sei nicht ausreichend ausgebildet.

Aids-Programm an 400 Krankenhäusern
Das Aids-Programm läuft derzeit an 400 Krankenhäusern, im nächsten Jahr sollen es schon 4.000 sein. Thlami runzelt zweifelnd die Stirn, wenn er das hört. Die Finanzierung des Programms sei schon jetzt nicht gesichert. Die großen Geldgeber wie der Globale Aids-Fonds oder das Aids-Programm der US-Regierung Pepfar, auf die Südafrika angewiesen ist, kürzen die Gelder massiv.

Als Folge gibt es bereits jetzt nicht genug Medikamente. Alle Erfolge der letzten Jahre würden so zunichte gemacht, warnt Tlhami: «Wir werden wieder mehr und mehr Aidstote sehen, wenn die internationale Gebergemeinschaft nicht wieder mehr Mittel aufbringt."