Die Kirchen gratulieren Wulff

"Große Erwartungen"

Die großen Kirchen in Deutschland haben Christian Wulff zur Wahl zum Bundespräsidenten gratuliert. Der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, sagte Wulff in einem am Mittwochabend veröffentlichten Glückwunschschreiben die Unterstützung der katholischen Kirche zu. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Präses Nikolaus Schneider, verwies nachdrücklich auf große Erwartungen und Hoffnungen, die mit dieser Wahl verbunden seien.

 (DR)

Die Bundesversammlung hatte den 50-jährigen Niedersachsen nach einem dramatischen Tag im dritten Wahlgang zum Nachfolger des am 31. Mai zurückgetretenen Horst Köhler gewählt. Im Anschluss nahm Wulff die Wahl an; in einer kurzen Ansprache würdigte er das Wirken seines Vorgängers und betonte die Rolle Deutschlands in der Welt. «Gott schütze unser Land», schloss er. Am Freitagmittag steht vor Bundestag und Bundesrat seine Vereidigung an.

Zollitsch und Schneider betonten die gegenwärtige Situation. Der Erzbischof erklärte, Wulff übernehme das Amt in einer schwierigen Zeit. Umso wichtiger sei, dass er durch langjährige politische Arbeit darin geübt sei, «große Herausforderungen zu bewältigen». Auch der EKD-Chef sprach von einer «unruhigen Zeit». Die Sehnsucht nach Kontinuität, Orientierung und Gerechtigkeit sei groß.

Zollitsch erinnerte daran, dass die Beziehungen zwischen der katholischen Kirche und dem Bundespräsidenten «in den vergangenen Jahren immer hervorragend waren». Er biete Wulff die ungeteilte Unterstützung der Bischofskonferenz an. Die katholische Kirche empfinde es als «Verpflichtung, an der Gestaltung und am Wohlergehen unseres Staates mitzuwirken». Schneider äußerte die Überzeugung, Wulff habe mit seiner politischen Erfahrung und seinem «diplomatischen Gespür» die Menschen überzeugt, in geeigneter Weise auf die anstehenden Herausforderungen eingehen zu können.

Derweil forderte der Leiter des Katholischen Büros Niedersachsen, Felix Bernard, Wulff auf, die Kirchen in seine angekündigte «Denkfabrik» einzubeziehen. Wulff hatte vor seiner Wahl erklärt, Wissenschaftler, Politiker, Künstler und «kluge Köpfe» könnten Anregungen liefern, um das Land zukunftsfest zu machen. «Wir als Kirche möchten ihn dabei unterstützen», sagte der Prälat der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Hannover. Die Tatsache, dass Wulff erst im dritten Wahlgang gewählt wurde, schade weder seiner Person noch dem Amt, sondern zeige, dass Wulffs Gegenkandidat Joachim Gauck eine anerkannte Persönlichkeit sei.