Chronologie über den Rücktritt des Augsburger Bischofs

Der Fall Mixa

Der zurückgetretene Augsburger Bischof Walter Mixa hat am Mittwoch bestätigt, er habe sein Rücktrittsgesuch an den Papst wenig später widerrufen. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) nennt wichtige Daten im Fall Mixa. Dabei gibt es teilweise unterschiedliche Informationen und Interpretationen.

 (DR)


31. März 2010: Die «Süddeutsche Zeitung» berichtet erstmals über Prügelvorwürfe gegen Mixa. Als Stadtpfarrer von Schrobenhausen soll er in den 1970er und 1980er Jahren Heimkinder geschlagen haben.

1. April: Der Bischof dementiert die Vorwürfe.

7. April: Die Waisenhausstiftung setzt einen externen Sonderermittler ein. Unterstützer Mixas formieren sich. Es gehe darum, einen «unbequemen Bischof» in Misskredit zu bringen, sagen sie.

9. April: Der Sonderermittler erklärt, nach einer ersten Durchsicht der Akten könne er «mit hoher Wahrscheinlichkeit» sagen, dass Stiftungsgeld in den 1980er und 1990er Jahren nicht satzungsgemäß verwendet worden sei.

16. April: Mixa erklärt, dass er für die Zeit als Stadtpfarrer «die eine oder andere Watsch'n nicht ausschließen kann». Dies bedauere er. Geprügelt habe er aber nicht.

17. April: Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Erzbischof Robert Zollitsch, erklärt, dass er und der Apostolische Nuntius in Deutschland mit Mixa im Gespräch seien.

21. April: Die Erzbischöfe Robert Zollitsch und Reinhard Marx legen Mixa öffentlich eine Auszeit nahe. Nach Darstellung von Weihbischof Anton Losinger konfrontieren er und weitere Mitglieder der Augsburger Bistumsleitung Mixa mit dem massiven Vertrauensverlust in der Diözese und dem enormen Anstieg der Kirchenaustritte. Am selben Tag bietet Mixa dem Papst seinen Rücktritt an. Umstritten ist, ob die Bistumsleitung den Bischof zum Rücktritt drängte und unter Druck setzte, oder ob Mixa von sich aus seinen Rücktritt einleitete.

24. April: Nach eigenen Angaben widerruft Mixa an diesem Tag seinen Rücktritt gegenüber dem Papst per Fax an den Vatikan. Er hält sich zu diesem Zeitpunkt bereits in einer Schweizer Klinik auf.

28. April: In Augsburg schreibt die Missbrauchsbeauftragte der Diözese einen Aktenvermerk mit der Überschrift «Missbrauchsverdacht gegen Bischof Mixa in Eichstätt». Sie beruft sich auf Informationen aus der Diözese Eichstätt. Der Aktenvermerk wird nach Darstellung von Mixas Anwalt von Weihbischof Losinger sofort angefordert. Nach Darstellung des Internetportals kath.net soll das Bistum Augsburg schon seit 25. März von dem Missbrauchsvorwurf gewusst haben.
Losinger sagt hingegen, noch am 21. April habe dieser für das von Mixa eingereichte Rücktrittsgesuch keine Rolle gespielt.

29. April: Die Erzbischöfe Zollitsch und Marx sowie Weihbischof Losinger werden von Papst Benedikt XVI. in Audienz empfangen. Dabei kommt auch der Missbrauchsverdacht zur Sprache. Welche Rolle die beim Bistum Augsburg vorliegenden Hinweise allerdings spielen, ist nicht bekannt.

1. Mai: Nach Darstellung von kath.net konfrontieren die Erzbischöfe Marx und Zollitsch Mixa mit dem angeblichen Missbrauchsfall und bitten ihn dringend, den Widerruf seines Rücktrittsschreibens zurückzunehmen.

3. Mai: Losinger übergibt dem Münchner Generalstaatsanwalt eine Notiz des Bistums Augsburg, in der es um Anschuldigungen eines sexuellen Missbrauchs geht.

7. Mai: Medien berichten erstmals über Missbrauchsvorwürfe, die sich auf Mixas Amtszeit als Bischof von Eichstätt (1996 bis 2005) beziehen.

8. Mai: Der Papst nimmt den Rücktritt des Augsburger Bischofs an. Das Internetportal kreuz.net enthüllt den Namen von Mixas vermeintlichem Missbrauchsopfer, das die angebliche Tat ebenso wie der Bischof umgehend dementiert.

12. Mai: Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke rügt, dass sich Mitarbeiter seiner Diözese mit Hinweisen über möglichen Missbrauch direkt an die Diözese Augsburg gewandt hätten, ohne den Eichstätter Generalvikar oder Missbrauchsbeauftragten zu kontaktieren. Auch er selbst sei erst kurz vor dem Gang zur Generalstaatsanwaltschaft in München vom Bistum Augsburg über den Vorgang informiert worden.

14. Mai: Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt stellt die Vorermittlungen gegen Mixa mangels Tatverdacht ein.

14. Mai: Der Sonderermittler der Katholischen Waisenhausstiftung, der Ingolstädter Rechtsanwalt Sebastian Knott, bestätigt in seinem «vorläufigen Abschlussbericht», dass Mixa als Stadtpfarrer von Schrobenhausen in den 1970er und 1980er Jahren Heimkinder schwer gezüchtigt habe. Knott bestätigt auch finanzielle Unregelmäßigkeiten in der Waisenhausstiftung, deren Aufsicht Mixa oblag.

14. Juni: Mixa kehrt in sein Augsburger Bischofspalais zurück.

16. Juni: Mixa teilt öffentlich mit, dass er sein Rücktrittsgesuch widerrufen hat. Er habe ein vorgefertigtes Rücktrittsgesuch nur unter Druck unterzeichnet. Nun erwäge er, beim päpstlichen Appellationsgericht ein Verfahren anzustrengen.

22. Juni: Die katholischen deutschen Bischöfe bestätigen, dass bereits im April Berichte über Vorwürfe gegen Bischof Walter Mixa nach Rom weitergeleitet worden sind. Laut Zeitungsberichten war der Vorwurf sexuellen Missbrauchs nicht der Grund, warum Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch annahm. Vielmehr gebe es Zeugenaussagen über eine Alkoholkrankheit Mixas sowie sexuelle Übergriffe auf junge Priester und Priesteramtskandidaten.