Der zweite Bauabschnitt mit Ausgrabungen, Um- und Ergänzungsbauten ist abgeschlossen - und nun können sich die Besucher nach und nach die Klosteranlage erschließen. Anders als dereinst ist der weitläufige Garten heute für jeden zugänglich. Früher, als die Anlage noch nicht dem Landschaftsverband Westfalen Lippe (LWL) gehörte, als hier noch Mönche und Patres lebten, gab es Abschnitte, die nur der Prior als Klostervorsteher und seine Gäste betraten. Wer heute dort steht, ahnt warum: Wo derzeit winzige Buchsbäumchen ihrer Aufgabe als Hecke entgegen wachsen, präsentierte sich einst die Bedeutung des Klosters in grüner Pracht. Der Langgarten diente dem Renommee - und da störte womöglich ein armer Bruder die Gespräche oder zumindest das Bild.
Repräsentation war eine Funktion, die die Gärten in Dalheim zu erfüllen hatten. "Sie dienten auch der Versorgung, der Gesundheit und der Erbauung", erläutert LWL-Direktor Wolfgang Kirsch, "und wir wissen auch, dass die Mönche hier gespielt und Sport getrieben haben." Er freue sich, dass mit der Wiederherstellung der Dalheimer Klostergärten ein "wichtiges Stück regionaler Kultur" erhalten worden sei und belebt werde.
20.000 Quadratmeter Gärten
Etwa 20.000 Quadratmeter und damit mehr als ein Viertel des gesamten Geländes umfassen die Gärten, die mit Hilfe von Archäologen rekonstruiert werden konnten. Neben dem Langgarten des Klostervorstehers ist dies vor allem eine dreiteilige Terrassenanlage, in deren Mitte ein mächtiger Springbrunnen steht und die nach unten hin in zwei Fischteichen endete. Die sind heute durch eine Vertiefung angedeutet. Finanziert wurden die Arbeiten vom Landesbauministerium und der Rudolf-August-Oetker-Stiftung, insgesamt waren 825.000 Euro nötig.
Mit der Wiederherstellung der Gärten vollendet sich in Dalheim nun, was die Menschen nach Worten des Paderborner Landrates Manfred Müller schon immer dort suchten und fanden: Stille und Einkehr. "Wir leben in einer hektischen und chaotischen Zeit, da suchen Menschen solche Orte wie Dalheim."
Geduld - "so wie die Mönche sie auch hatten"
Die barocke Anlage gehört zu den besterhaltenen Klosteranlagen Europas, bis zur Säkularisierung lebten hier Augustiner Chorherren. Danach wurde aus dem Kloster ein landwirtschaftliches Gut, bis es der Landschaftsverband vor mehr als 30 Jahren erwarb, um dort das Museum für Klosterkultur einzurichten.
Ab Samstag können die Besucher einen Stationengang durch die Gartenanlagen machen. An 18 Stellen gibt es Informationen über die Gartenbaukunst der Mönche und über die Heilkraft der Pflanzen. Besonders grün wird es dann noch nicht sein, denn die Pflanzen sind noch jung und spärlich. "Da müssen wir Geduld haben", sagt Museumsleiter Martin Kroker, "so wie die Mönche sie auch hatten." Doch in Dalheim ist Geduld wirklich eine der leichtesten Übungen.
Klostermuseum Dalheim eröffnet erneuerte Gartenanlage
Stille und Einkehr
Das sanft hügelige Areal, die blühenden Kastanien am Wegesrand und vor allem diese Stille - so zeigt sich die aktuelle Jahreszeit in Dalheim, der alten Klosteranlage im Kreis Paderborn. Am Samstag wurden die Gärten des einstigen Augustinerklosters offiziell eröffnet.
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