Papst und Kardinäle für sozialere Marktwirtschaft

Zum Tag der Arbeit

Zum Tag der Arbeit haben sich Papst Benedikt XVI. und die deutschen Kardinäle Lehmann und Sterzinsky für eine sozialere Marktwirtschaft ausgesprochen. Nach Auffassung des Papstes war es "ein Irrtum zu glauben, dass der Markt allein zur Selbstregulierung fähig sei".

 (DR)

Die Finanzkrise habe die Brüchigkeit des aktuellen Wirtschaftssystems gezeigt, sagte Benedikt XVI. am Wochenende vor der Päpstlichen Akademie für Sozialwissenschaften.

Neben staatlichen Eingriffen sei auch eine «Unterstützung durch moralische Standards» nötig, so das Kirchenoberhaupt. Oberste Maxime müsse die Förderung eines Allgemeinwohls sein, das auf Respekt vor der Menschenwürde beruhe, führte der Papst weiter aus. Die Beziehung zwischen Menschen dürfe nicht nur auf Eigeninteresse und Profitsuche reduziert werden.

Sterzinsky: Mindestlöhne
Der Berliner Kardinal Georg Sterzinsky plädierte für Mindestlöhne und einen besseren Schutz vor ausbeuterischen Arbeitsverhältnissen. Wenn die Tarifpartner die Forderung akzeptierten, dass Menschen von ihrer Arbeit leben können, müssten sie auch Mindestlöhne garantieren, sagte der Erzbischof in Berlin zum «Tag der Arbeit».

Zudem sagte Sterzinsky, auch «illegale» Arbeitnehmer müssten sich an die Arbeitsgerichte wenden können, ohne ihre Abschiebung zu riskieren. Weil es bislang nicht der Fall sei, begünstige dies ungerechte Arbeitsverhältnisse. Auch wer gegen die Beschäftigung von Zuwanderern ohne Aufenthaltsstatus sei, dürfe solche Verhältnisse nicht dulden.

Lehmann: Neue Solidarität
Der Mainzer Kardinal Karl Lehmann forderte «eine ganz neue Solidarität» in der «zerrissenen Gesellschaft». Dort herrschten oft nur einzelne Interessen und Bedürfnisse vor, kritisierte Lehmann am Wochenende in Mainz. Nach katholischer Soziallehre sei wechselseitige Solidarität jedoch eine ethische Pflicht, betonte der Kardinal zum 1. Mai.