Zehntausende feiern - Ausschreitungen in Hamburg und bayerischen Städten

Relativ friedliche Walpurgisnacht

Die Walpurgisnacht hat auch in diesem Jahr wieder bundesweit Zehntausende Menschen angelockt. Meistens wurde friedlich und ausgelassen gefeiert. In Hamburg und einigen bayerischen Städten kam es dagegen zu gewalttätigen Ausschreitungen. In Berlin blieb es nach Einschätzung der Polizei relativ ruhig.

 (DR)

Im Hamburger Schanzenviertel zündeten Randalierer Feuer an, schleuderten Flaschen und Steine und warfen Müll auf die Straße. An den Krawallen, die gegen 1.00 Uhr ihren Höhepunkt erreicht hätten, seien bis zu 200 Personen beteiligt gewesen, sagte ein Polizeisprecher. 17 Polizisten seien verletzt worden. Mindestens neun Randalierer wurden vorläufig festgenommen. Die Lage im Schanzenviertel habe sich erst am frühen Morgen völlig beruhigt, sagte der Sprecher. Etwa 300 bis 400 Schaulustige hätten die Auseinandersetzungen der Randalierer mit der Polizei verfolgt. Die Polizei rechnete im Tagesverlauf mit erneuten Ausschreitungen.

In der sogenannten Freinacht in Bayern wurde die Polizei zu Hunderten Einsätze gerufen. Vielerorts registrierten die Beamten Köperverletzungen, mit Farbe oder Eiern beschmierte Hauswände, Schäden an Autos, brennende Mülltonnen und Hindernisse auf Straßen. Allein in Unterfranken zählte die Polizei knapp 150 Einsätze. Unter anderem seien 46 Körperverletzungsdelikte gemeldet worden. 30 Mal wurden die Beamten wegen Randalierern oder Sachbeschädigungen alarmiert. In Weißenburg kappten die Täter dabei auch Strom- und Telefonkabel, wodurch Teile der Ortschaft anschließend ohne Strom und Telefon waren.

Die Münchner Polizei zählte mit 80 Freinacht-Einsätzen nur halb so viele wie im vergangenen Jahr, «wohl auch witterungsbedingt», wie es hieß. In den meisten Fällen warfen überwiegend Jugendliche Eier gegen Hauswände oder Autos oder beschmierten sie mit Rasierschaum oder Ketchup, ohne bleibenden Schaden zu verursachen. Allerdings wurden bei mehreren Autos auch Außenspiegel abgeschlagen.

Auf dem Boxhagener Platz in Berlin-Friedrichshain feierten am Abend 3000 Menschen eine «antikapitalistische Walpurgisnacht». Laut Polizei flogen vereinzelt Flaschen. Nach dem Ende von Veranstaltungen am Boxhagener Platz am Vorabend des 1. Mai war es in den vergangenen Jahren wiederholt zu Randale gekommen. Im Mauerpark in Prenzlauer Berg hatte der Verein Freunde des Mauerparks am Abend zu einer «Friedvollen Walpurgisnacht 2010» eingeladen. Dort fanden sich ebenfalls mehrere Hundert Menschen ein. Laut Polizei blieb alles friedlich.

Im Harz feierten wie im vergangenen Jahr wieder zehntausende Menschen die Walpurgisnacht. Nach Angaben des Harzer Tourismusverbandes gab es in mehr als 30 Gemeinden Hexenfeste, Fackelzüge und große Walpurgisfeuer. Die Feste seien ausgesprochen ruhig und friedlich verlaufen, sagte ein Polizeisprecher am Samstag in Halberstadt. Allein im Ostharz seien knapp 24 000 Menschen auf den Beinen gewesen. Auf den Hexentanzplatz bei Thale kamen 8000 Einheimische und Besucher, zum Teil als Hexen oder Teufel verkleidet.

Das Touristenspektakel Walpurgisnacht geht nach weit verbreiteter Ansicht auf uralte heidnische Bräuche und Aberglauben zurück. In der Nacht zum 1. Mai sollen die Hexen zum Brocken geritten sein, um sich dort am Feuer mit dem Teufel zu vergnügen. Unterwegs verhexten sie alles, was ihnen in die Quere kam. Um ihr Vieh zu schützen, hefteten die Bauern Kreuze und Kräuterbüschel an die Stalltüren.

Auf dem Brocken gab es die erste für Touristen organisierte Walpurgisfeier 1896. Felsformationen auf dem höchsten Harz-Berg tragen bis heute die Namen Hexenaltar und Teufelskanzel. Aus Umweltschutzgründen gibt es auf dem Gipfel keine offiziellen Walpurgisfeiern mehr.