Wewelsburg eröffnet neue Ausstellung zur SS-Geschichte

Weihestätte mit Siegrunen

 (DR)



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Von Christoph Arens (KNA)

Büren (KNA) Heinrich Himmler war begeistert. Schon 1933 erkor der «Reichsführer SS» die imposante Wewelsburg in Ostwestfalen, einstige Nebenresidenz der Paderborner Fürstbischöfe, zum Zentrum einer mythisch-verquasten SS-Religion. KZ-Häftlinge sollten die Kult- und Versammlungsstätte nach seinen Vorstellungen ausbauen. Hunderte von Häftlingen aus dem nahen Konzentrationslager Niederhagen wurden bei den Bauarbeiten ermordet; mehr als 1.200 insgesamt, darauf verweist eine Gedenkplatte, starben in dem KZ.

An diese düstere Geschichte erinnert die NS-Dokumentationsstätte in der Burg mit einer neu konzipierten und erweiterten Dauerausstellung. Nach fünfjährigen Bauarbeiten wird sie am Donnerstag im Beisein von Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) und der Präsidentin des Zentralrats der Juden in Deutschland, Charlotte Knobloch, wieder eröffnet. Auch der Paderborner Erzbischof Hans-Josef Becker und Superintendentin Anke Schröder sowie drei Überlebende des ehemaligen Konzentrationslagers Niederhagen nehmen nach Angaben des Kreises Paderborn an der Feier teil.

Der Anspruch der Ausstellungsmacher ist hoch: «Wewelsburg 1933 - 1945. Erinnerungs- und Gedenkstätte - Ideologie und Terror der SS» heißt die überarbeitete Schau, die vor allem in den eigens dafür umgebauten Räumlichkeiten des ehemaligen Wachgebäudes gezeigt wird.
Dargestellt werden soll nicht mehr nur die lokale Geschichte des Konzentrationslagers und der SS-Aktivitäten in Wewelsburg, sondern eine «weltweit einzigartige Gesamtdarstellung der Schutzstaffel».

Auf über 850 Quadratmetern sollen «alle weltanschaulich-ideologischen und verbrecherischen Facetten der SS auf Grundlage des aktuellen Forschungsstandes» präsentiert werden.
Und das an Originalschauplätzen: im ehemaligen Turn- und Fechtsaal der SS, dem Offizierskasino und dem Luftschutzraum. Den Besucher erwarten rund 1.000 Exponate, darunter Uniformen, Häftlingskleidung, eine KZ-Barackenwand aus Wewelsburg und der Terminkalender von Heinrich Himmler.

Dokumentiert werden auch viele Einzelschicksale der knapp 4.000 KZ-Häftlinge in Niederhagen, die als Interviews anzuhören und nachzulesen sind oder etwa anhand persönlicher Briefe erschlossen werden können. Vorbei an einem 1941 von KZ-Häftlingen gebauten Weinkeller werden die Besucher künftig in den Schlossgraben geführt.
Von dort aus können auch die «Gruft» und der «Obergruppenführersaal» besichtigt werden, die bislang nur Gruppen im Rahmen von Führungen zugänglich waren.

Immer noch atmet die «Gruft» unter dem Ostturm den Geist der
Nationalsozialisten: Rund wie die Tafelrunde des Artus ist der als Weihestätte gedachte kühle Raum. Zwölf Podeste gliedern das düstere Rund. Lange hallt die Stimme durch die hohe Eisenbetonkuppel. Man ahnt das Stiefelknallen der SS-Führer. Im Obergruppenführersaal, der für Treffen und Zeremonien vorgesehen war, findet sich ein riesiges Bodenornament, die sogenannte «schwarze Sonne» - ein in Ringform gefasstes Symbol aus gespiegelten «Siegrunen».

Einen inhaltlichen Schwerpunkt der Ausstellung bildet das Jahr 1941, das Schlüsseljahr für die Wewelsburg. Damals fand nicht nur die Ausarbeitung größenwahnsinniger Baupläne für das Schloss und den gesamten Ort ihren Höhepunkt. Auch lud Himmler in der Wewelsburg vom 12. bis 15. Juni zum entscheidenden Gruppenführertreffen vor dem Russlandfeldzug, in dessen Folge die SS-Einsatzgruppen Hunderttausende Menschen in den besetzten Gebieten der Sowjetunion ermordeten.