Waisenhausstiftung Schrobenhausen setzt Sonderermittler ein

"Maximum an Transparenz"

Die katholische Waisenhausstiftung Kinderheim St. Josef in Schrobenhausen hat als Träger des dortigen Kinder- und Jugendhilfezentrums einen externen Sonderermittler eingesetzt. Ziel sei eine Prüfung der Anschuldigungen gegen zwei Mallersdorfer Schwestern und den Augsburger Bischof Walter Mixa.

 (DR)

Der Rechtsanwalt soll für eine «vorbehaltlose Aufklärung» der Vorwürfe sorgen, wie die Stiftung am Mittwoch mitteilte. Verjährungsfristen sollen dabei keine Rolle spielen. Außerdem solle ein «Maximum an Transparenz» hergestellt werden, damit das Zentrum unbelastet in die Zukunft geführt werden könne.

Mixa war von 1975 bis 1996 Stadtpfarrer von Schrobenhausen. Sechs frühere Heimkinder werfen ihm in eidesstattlichen Erklärungen vor, sie in den 1970er und 1980er Jahren geschlagen zu haben. Der Bischof hatte sich über die Anschuldigungen erschüttert gezeigt und versichert, zu keiner Zeit gegen Kinder und Jugendliche körperliche Gewalt «in irgendeiner Form» angewandt zu haben. Zugleich erklärte er sich zum Gespräch mit den Männern und Frauen bereit. Zwei der mutmaßlich Betroffenen lehnten dies jedoch ab.

Inzwischen haben sich vier ehemalige Mitglieder des Pfarrgemeinderats Schrobenhausen hinter ihren früheren Pfarrer gestellt. In einem offenen Brief bezeichnen sie die Vorwürfe als so absurd, «dass deren Unwahrheit mit Händen zu greifen ist», wie es auf der Homepage des Bistums Augsburg heißt. Es gehe darum, einen «unbequemen Bischof, der in einer säkularisierten Zeit die Wunden unserer Gesellschaft aufzeigt, in Misskredit zu bringen». Mixa sei schon als Stadtpfarrer von besonderer Freundlichkeit im Umgang mit jedem gewesen. Ihn habe mit der Jugend und den Kindern «echte Zuneigung und Offenheit» verbunden.

Der Vorsitzende des Augsburger Diözesanrats, Helmut Mangold, regte an, die eidesstattlichen Erklärungen, die der «Süddeutschen Zeitung» vorliegen, durch eine neutrale Stelle prüfen zu lassen. Der Sprecher des Priesterrats im Bistum Augsburg, Bernhard Ehler, plädierte für ein baldiges Gespräch zwischen Mixa und den Personen, die die Vorwürfe erhoben hätten.

Den in der Einrichtung tätigen Ordensfrauen der Mallersdorfer Schwestern hatten zwei ehemalige Heimkinder vorgeworfen, sie mit Besen, Holzpantoffeln oder Kleiderbügeln geschlagen zu haben. Der Orden hatte daraufhin erklärt, dass beide Schwestern zwar Disziplinarmaßnahmen zugegeben hätten. Dabei habe es sich jedoch niemals um «Gewalttätigkeit, sadistische Handlungen oder um das Schlagen mit Gegenständen» gehandelt. Die Ordensleitung unterstrich, sie nehme die Vorwürfe ernst und möchte etwaiges Unrecht aufarbeiten.

Wie ein Sprecher des Ordens auf Anfrage sagte, sind die beiden jeweils 68 Jahre alten Schwestern seit kurzem nicht mehr in der Einrichtung tätig. Schon vor den erhobenen Anschuldigungen sei eine von ihnen aus gesundheitlichen Gründen aus dem Dienst ausgeschieden. Die andere habe in der vergangenen Woche darum gebeten, ihre Tätigkeit zu beenden. Eine der Schwestern habe sich inzwischen in einer persönlichen E-Mail für etwaige Übergriffe bei einer Frau entschuldigt.