Dem Bürgerrechtler Martin Luther King wird ein Denkmal gesetzt

Der Koloss von Washington

159 riesige Granitblöcke werden in den nächsten Wochen in Washington eintreffen. Martin Luther King wird ein Denkmal gesetzt. Ein großes, unübersehbares, monumentales Denkmal - unweit dem Ort seiner berühmten Traum-Rede.

Autor/in:
Ronald Gerste
 (DR)

Die Blöcke, von denen ein jeder bis zu 55 Tonnen wiegt, werden am Rande des Tidal Basins zusammengesetzt - einem künstlichen, von Kirschbäumen gesäumten See, an dem auch große Denkmäler für die US-Präsidenten Thomas Jefferson und Franklin Delano Roosevelt stehen. Nur wenige hundert Meter entfernt hatte Martin Luther King an einem heißen Augusttag 1963 seine berühmte Rede gehalten, die in den Ausruf gipfelte "I have a dream" - "Ich habe einen Traum".

Es war ein langer und beschwerlicher Weg zum kolossalen King-Monument: Schon 1996 hatte der Kongress beschlossen, dem im April 1968 in Memphis ermordeten Führer der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung und Friedensnobelpreisträger ein Denkmal zu setzen. Streitereien über die Kosten, das künstlerische Konzept und die Größenordnung des Projektes verzögerten die Umsetzung. Wenn das King-Monument fertig ist, wird es nach vorsichtigen Schätzungen 120 Millionen Dollar verschlungen haben.

Streitpunkt Künstler aus China
Ein Streitpunkt: Der künstlerische Schöpfer des Monuments ist nicht etwa ein Amerikaner. Die Stiftung, die für das Denkmal verantwortlich zeichnet, hat den chinesischen Bildhauer Lei Yixin beauftragt. Dieser gehört zur ersten chinesischen Künstlergeneration, die nach der Kulturrevolution ausgebildet wurde.

Yixin genießt ein gutes Ansehen in der Volksrepublik und ein lebenslanges Stipendium der Regierung in Peking. So entstand die steinerne Würdigung des Mannes, der für die Bürgerrechte kämpfte, ausgerechnet in einer Diktatur.

Auch Ausdruck und Körperhaltung, die Yixin und Mitarbeiter dem Bürgerrechtler zunächst geben wollten, erschien Kritikern als zu verschlossen. Der Künstler gab nach: Die King-Figur wird zwar mit verschränkten Armen auf ihre Besucher herabschauen, doch auch mit dem Ansatz eines Lächelns.

"Stone of Hope"
Das King-Monument wird dreiteilig sein; die Figur des berühmten Bürgerrechtlers tritt ein wenig aus dem Mittelstück des Monumentes hervor, das in Anlehnung an die berühmte Rede des Bürgerrechtlers von 1963 "Stone of Hope", "Stein der Hoffnung", genannt wird. Die "Mountains of Despair", "Berge der Verzweiflung", symbolisieren die jahrhundertelange Unterdrückung schwarzer Menschen in Nordamerika.

Das King-Monument wird über neun Meter hoch in den Himmel ragen. Die Figuren von Thomas Jefferson und Abraham Lincoln im gleichen Park sind mit um die sechs Metern deutlich kleiner. Wann genau das Denkmal, in Einzelteilen per Schiff von China kommend, zusammengesetzt ist und feierlich vom ersten schwarzen Präsidenten der USA eingeweiht wird, ist noch unklar. Doch eines steht fest: Für so manchen US-Amerikaner geht mit dem monumentalen Denkmal für King, den Vorkämpfer gegen Rassismus, ein Traum in Erfüllung.