Seit über 60 Jahren "Aschermittwoch der Künstler" in Deutschland

Die Seismographen der Zeit

In zahlreichen deutschen Diözesen finden an diesem Mittwoch besondere Veranstaltungen zum "Aschermittwoch der Künstler" statt. Die Initiative, die 1950 von Frankreich nach Deutschland kam und zunächst in Köln begangen wurde, will Impulse im Dialog zwischen Kirche und zeitgenössischer Kunst setzen.

Autor/in:
Christoph Strack
Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit (KNA)
Am Aschermittwoch beginnt die Fastenzeit / ( KNA )

Das Aschenkreuz. Asche aufs Haupt. "Diese Erinnerung an den Tod geht Künstlern nahe." Für den katholischen Rottenburg-Stuttgarter Bischof Gebhard Fürst ist der Gottesdienst mit der Austeilung des Aschenkreuzes wesentliches Element des "Aschermittwochs der Künstler". Nach dieser symbolbeladenen Feier ermögliche der Tag "wirkliche Gespräche" zwischen Kirche und Kunst, zwischen Geistlichen und Künstlern, Ausstellungsmachern und Kulturpolitikern.



In vielen Diözesen laden die Bischöfe an diesem Mittwoch wieder Kulturschaffende zur Begegnung ein. Dabei suchen sie das Gespräch nicht nur mit Künstlern, die religiös gebunden sind oder in kirchlichem Auftrag arbeiten. Für den Würzburger Bischof Friedhelm Hofmann sind Künstler "Seismographen der Zeit". Durch ihre gestalterischen Möglichkeiten könnten sie die Grenzen der erfahrbaren Wirklichkeit überwinden. Damit verweist der in der Deutschen Bischofskonferenz für Kunst zuständige Hofmann auf die besondere Bedeutung des "Aschermittwochs der Künstler".



Nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland

Diese Initiative entstand in Frankreich und kam nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland. Schon Jahrzehnte zuvor gab es in Paris jeweils am Aschermittwoch einen Gottesdienst zum Gedenken an verstorbene Künstler. Nach 1945 wollte dann der katholische Schriftsteller Paul Claudel (1868-1955) mit dem Projekt einen geistlichen Neuanfang für Europa erreichen.



Vor 60 Jahren, 1950, gab es in Köln den ersten deutschen "Aschermittwoch der Künstler". Das war vor allem das Verdienst eines mit Claudel und der französischen Kulturwelt vertrauten Seelsorgers, des Theologen Robert Grosche (1888-1967). Seitdem sind es immer wieder einzelne Priester, die Akzente bei dieser Form der Begegnung setzen: in Köln beispielsweise Friedhelm Mennekes, in Würzburg derzeit Domkapitular Jürgen Lenssen.



Auf Köln folgte 1955 München, im Laufe der Zeit die Mehrzahl der 27 deutschen Bistümer. Zuletzt gab es 2009 in Eichstätt erstmals einen "Aschermittwoch der Künstler". Bischof Fürst spricht unter Verweis auf steigende Teilnehmerzahlen und Erfahrungen im Gespräch von wachsendem Interesse. Das zeigt: Jene Verbindung, die in den Jahrzehnten nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-65) sowohl der Kirche als auch den Kunstschaffenden vielfach verloren ging, gewinnt wieder an Stabilität.