Moskauer Patriarch zieht positive Bilanz des ersten Amtsjahres

Gott näher gekommen

Der Moskauer Patriarch Kyrill I. hat eine positive Bilanz seines ersten Jahres an der Spitze der russisch-orthodoxen Kirche gezogen. Es sei ein "echter gemeinsamer Sieg", dass immer mehr Menschen die Bedeutung der Kirche begriffen, sagte er am Montag laut russischen Fernsehberichten bei einem Festgottesdienst zum ersten Jahrestag seines Amtsantritts. Viele Russen wollten heute Gott näher kommen.

 (DR)

An der Feier in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale nahmen auch Staatspräsident Dimitri Medwedew und rund hundert Bischöfe teil. Medwedew dankte Kyrill I. besonders für seinen Einfluss auf die Jugend sowie den Einsatz für sozialen Frieden und Eintracht im Land. Der Patriarch wahre die uralten Tradition des Respekts über kulturelle und religiöse Grenzen hinweg. Bei dem Gottesdienst ernannte Kyrill I. den Leiter des kirchlichen Außenamtes, Erzbischof Hilarion, und den Geschäftsführer des Patriarchats, Erzbischof Varsonofij, zu Metropoliten.

Der Vorsitzende der katholischen Russischen Bischofskonferenz, Bischof Joseph Werth von Nowosibirsk, würdigte in einem Glückwunschschreiben an Kyrill I. dessen «wertvollen Beitrag zur Stärkung der geistigen und moralischen Werte» in der Gesellschaft.
Zugleich lobte er die Initiativen des Patriarchen für den ökumenischen und interreligiösen Dialog. Die katholische Kirche hoffe auf eine Vertiefung der Beziehungen mit der russischen Orthodoxie. Auch Spitzenvertreter von Islam, Judentum und Buddhismus dankten Kyrill I. für die Förderung des Gesprächs zwischen den Religionen.

Nach einer aktuellen Umfrage des staatlichen Meinungsforschungsinstituts VCIOM sind fast zwei Drittel der Russen zufrieden mit der Entwicklung der Kirche unter Kyrill I. Demnach urteilten landesweit 64 Prozent, die Kirchenpolitik des Patriarchen entspreche den Bedürfnissen der Gesellschaft; 6 Prozent bekundeten die gegenteilige Meinung. In Moskau selbst bewertete jedoch eine Mehrheit die Arbeit des Patriarchen negativ. 58 Prozent meinten, Kyrill I. agiere an den Bedürfnissen der Gesellschaft vorbei.

Kyrill I. trat am 1. Februar 2009 die Nachfolge des im Dezember 2008 verstorbenen Patriarchen Alexij II. an. Die russisch-orthodoxe Kirche zählt weltweit rund 150 Millionen Gläubige.