Bischofskonferenz-Sekretär fordert von Muslimen stärkere Abgrenzung von Terroristen

"Da müssen sie mehr tun"

Der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Jesuitenpater Hans Langendörfer, hat an Muslime appelliert, sich stärker mit dem Zulauf von Terroristen auseinanderzusetzen. "Wie kriegen sie die Hitzköpfe und Terrorgeneigten eingefangen? Da müssen sie mehr tun", forderte Langendörfer auf einer Diskussionsveranstaltung des katholischen Bildungswerks Köln.

 (DR)

Die Muslime hätten das Pech, dass sich immer wieder Terroristen zum Islam bekennen, sagte Langendörfer am Donnerstagabend in Köln. Im Domforum diskutierte er unter anderem mit dem Sprecher des türkisch-islamischen Verbandes DITIB, Bekir Alboga, und dem Kölner Juristen und Kirchenrechtler Stefan Muckel über Religion, Angst und öffentlichen Wahrnehmung.

«Katholiken und Muslime sitzen in einem Boot»
Muslime und Christen sollten aus Sicht der Deutschen Bischofskonferenz beim Eintreten für Religionsfreiheit an einem Strang ziehen. «Wir fühlen uns mit den muslimischen Freunden oft im selben Boot», sagte der Sekretär der Deutschen Bischofskonferenz, Pater Hans Langendörfer, bei einer Veranstaltung am Donnerstagabend in Köln. Es gebe in der Rechtssprechung zunehmend die Tendenz, der sogenannten negativen Religionsfreiheit den Vorzug zu geben, so der Theologe mit Blick auf das Straßburger Kruzifix-Urteil und das Minarett-Verbot in der Schweiz. Beides gehe in die falsche Richtung. «Religionsfreiheit ist keine Verhinderungsfreiheit, sondern die positive Möglichkeit, die Religion frei auszuüben.»

Die katholische Kirche unterstütze das Freiheitsrecht der Muslime, in Deutschland Moscheen zu bauen, so Langendörfer. Auch bei der Frage des Kopftuches sei man nicht weit auseinander. «Für diese Positionen bekommen wir auch viel Kritik.» Täglich erhalte er Briefe und E-Mails von Katholiken, die ihre Ängste zeigten. Dennoch gebe es zur Religionsfreiheit keine Alternative. Mit Blick auf die Integration der Muslime in Deutschland, sagte Langendörfer, man sei «manche Schritte vorwärts gekommen». Kritisch bewertete der Jesuit die Religionspolitik in der Türkei. Sowohl bei der christlichen Nutzung Paulus-Kirche in Tarsus oder der Frage des geschlossenen griechisch-orthodoxen Priesterseminars auf der Insel Halki gebe es «unhaltbare Zustände». Er wünsche sich endlich Signale der Öffnung.

Alboga, der auch Sprecher des Koordinationsrates der Muslime ist, sagte, dass die Religion des Islam unter der Wahrnehmung leide, für den Zulauf von Terroristen und Terroraktionen mitverantwortlich zu sein. Doch nicht alles, was religiös erscheine, habe einen religiösen Hintergrund, betonte er. «Kein muslimischer Würdenträger hat den Befehl gegeben, Kriege zu führen. Das waren Terrororganisationen.»

Terror nicht nur ein Problem des Islams
Der Sprecher muslimischer Dachverbände verwies auf den Terrorismus und kriegerische Auseinandersetzungen als globale Probleme, in die nicht nur der Islam, sondern auch andere Religionen und politisch Verantwortliche weltweit involviert seien. «Wie soll ich mit Gebeten das erreichen, was noch nicht einmal die Nato auf militärischem Weg erreicht hat», fragte Alboga. Al Kaida sei auch von den US-Amerikanern gefördert worden, als sowjetische Truppen in Afghanistan einmarschierten, sagte er. «Geistliche der orthodoxen Kirche haben in Bosnien Kanonen gesegnet, mit denen auf Moscheen geschossen wurde. Kurdische Dörfer wurden mit Giftgas attackiert, das der Westen an Saddam Hussein geliefert hat», nannte er als Beispiele.
Doch setze er sich weiterhin dafür ein, dass die Rechte von Juden und Christen im islamischen Raum nicht eingeschränkt würden.

Der Kölner Kirchenrechtler Muckel unterstrich, dass die Gerichte auf Klagen einer sich ändernden Gesellschaft reagierten. Er erinnerte zudem daran, dass der Staat in religiösen Fragen absolut neutral sein müsse. «Es gibt eine Parität unter den Religionen. Wenn wir das Kopftuch als religiöses Symbol in Schulen verbieten, bekommt unter Umständen auch ein Ordensmann Probleme.» Doch wo niemand gegen Kruzifixe klage, blieben sie hängen.