Chiles künftiger Präsident Sebastián Piñera will Arbeitsplätze schaffen

Ein Berlusconi ohne Skandale

Sebastián Piñera ist der neue Präsident Chiles. Der 60-jährige ist der erste rechte demokratisch gewählte Präsident seit 1958 - und einer der reichsten Bürger seines Landes. Doch Skandale liefert er keine.

Autor/in:
Jürgen Vogt
 (DR)

Er wird sein Amt am 11. März antreten. Piñera stammt aus einer Familie von Christdemokraten. Er sei nur der rechtskonservativen Partei "Nationale Erneuerung" (RN) beigetreten, weil er sich dort mehr Chancen auf die Präsidentschaftskandidatur erhofft habe, wird in Chile gemunkelt. Von 1990 bis 1998 saß er für die RN im Senat. Bei seinem ersten Versuch, Präsident zu werden, scheiterte er im Jahr 2005 bei der Stichwahl an Präsidentin Michelle Bachelet.

Piñera ist mit rund einer Milliarde Dollar einer der zehn vermögendsten Chilenen. In der Liste der reichsten Menschen der Welt des US-Magazins Forbes liegt er auf Platz 701. Dennoch gibt er sich gerne als Abkömmling der Mittelklasse, der sich dank seiner Hartnäckigkeit und Ausdauer einen Studienplatz für Betriebswirtschaft an der Katholischen Universität in der Hauptstadt Santiago erobern konnte. Später promovierte er mit Hilfe eines Stipendiums in Wirtschaftswissenschaften an der Harvard Universität in den USA.

Kein klassischer Unternehmer
Während der jüngsten Finanzkrise soll der Politiker zwischen 300 und 400 Millionen Dollar verloren haben. Das ist möglich, denn Piñera ist kein klassischer Unternehmer. Er hat sein Vermögen vorwiegend mit Immobilien-, Finanz- und Börsengeschäften gemacht, den Löwenanteil während der Diktatur von Augusto Pinochet (1973-1990). Mehrmals soll er dabei mit Insiderwissen billig eingekauft und dann auf die Wertsteigerungen gewartet haben. Im Unternehmerlager hat er deshalb nicht viele Freunde und gehört keinem Unternehmerverband an.

Von eventuellen Verstrickungen mit den Machthabern der Diktatur versucht sich Piñera abzugrenzen, in dem er stets auf sein Engagement gegen eine Amtsverlängerung Pinochets hinweist. Damals, 1988, sprach sich die Mehrheit der Chilenen in einer Volksabstimmung gegen eine weitere Amtszeit Pinochets aus. Ein Jahr später fanden die ersten freien Wahlen nach der Diktatur statt. Doch zur juristischen Aufarbeitung der Verbrechen der Militärs sagte Piñera: "Als Präsident werde ich die Menschenrechte respektieren, aber die Gräben der Vergangenheit sollen sich nicht vertiefen."

Piñera hält das traditionelle Familienbild aufrecht
Piñera ist unter anderem Mehrheitseigner der erfolgreichen Fluggesellschaft LAN, er besitzt den Fernsehkanal Chilevisión und ist Hauptaktionär beim Club Deportivo Colo Colo, dem wichtigsten Fußballclub des Landes, weshalb er schon mal als chilenischer Berlusconi bezeichnet wird.

Doch schlüpfrige Skandale wie der italienische Regierungschef liefert er keine. Im Gegenteil: Piñera hält das traditionelle Familienbild aufrecht. Nicht nur bei der Siegesfeier stand die Familie ordentlich aufgereiht mit auf der Bühne: Ehefrau Cecilia Morel, die vier Kinder und ab und an auch einer der drei Enkel.