Stichwahl um Präsidentenamt in Chile

Kopf-an-Kopf-Rennen

Die Chilenen wählen am Sonntag in einer Stichwahl ihren neuen Präsidenten. Rund 8,3 Millionen Wahlberechtigte sind aufgerufen, den Nachfolger für die Sozialistin Michelle Bachelet zu bestimmen. Ein Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen dem rechtsgerichteten Multimillionär Sebastián Piñera (60) und dem Kandidaten des Regierungsbündnisses, dem Christdemokraten Eduardo Frei (67), wird erwartet.

Tritt ab: Michelle Bachelet (DR)
Tritt ab: Michelle Bachelet / ( DR )

Jüngste Umfragen sehen der Zeitung «La Tercera» zufolge einen hauchdünnen Vorsprung von 0,2 Prozent für Piñera.

Im ersten Wahlgang hatte Piñera mit 44 Prozent der Stimmen die nötige absolute Mehrheit verfehlt. Eduardo Frei, von 1994 bis 2000 bereits einmal Staatspräsident, schaffte mit knapp 30 Prozent den Einzug in die Stichwahl. Der mit 20 Prozent der Stimmen drittplazierte Marco Enríquez-Ominami (36) hatte erst Mitte dieser Woche seine Unterstützung für Frei bekannt geben. Dennoch erneuerte der junge Sozialist seine Kritik an beiden Kandidaten. «Piñera ist Rückschritt und Frei kein Fortschritt.» Der Sieger der Stichwahl tritt am 11. März die Nachfolge Bachelets an, die nicht mehr kandidieren durfte.

Trotz positiver Entwicklungen in der Sozial- und Wirtschaftpolitik herrscht in der Bevölkerung große Unzufriedenheit. Die Schere zwischen Arm und Reich hat sich in den vergangenen Jahren immer mehr geöffnet. Chile liegt hinter Brasilien an zweiter Stelle der Ungleichverteilung des Einkommens in Südamerika.

Das regierende Mitte-Links-Bündnis Concertación ist seit dem Ende der Diktatur von Augusto Pinochet (1973-1990) an der Macht. Sollte Piñera die Wahl gewinnen, hätte die Rechte das Präsidentenamt erstmals seit 1958 durch demokratische Wahlen erobert. In dem südamerikanischen Land herrscht Wahlpflicht. Knapp vier Millionen Chilenen, die stimmberechtigt wären, sind jedoch nicht in das Wahlregister eingetragen.