Vatikan-Regierungschef war acht Jahre Nuntius in Deutschland

Kardinal Lajolo wird 75

Seine Titel lauten etwas umständlich: "Präsident der Päpstlichen Kommission für den Staat der Vatikanstadt" und "Präsident des vatikanischen Governatorats". Damit ist Kardinal Giovanni Lajolo de facto Regierungschef des Vatikanstaates. Am Sonntag feiert der hochgewachsene Vatikandiplomat, der zwischen 1995 und 2003 Nuntius in Deutschland war, seinen 75. Geburtstag.

Autor/in:
Johannes Schidelko
 (DR)

Im Auftrag des Papstes ist der Norditaliener für Verwaltung und Funktionieren des Kleinstaats am Petersdom und der extraterritorialen Einrichtungen zuständig.  

Als Regierungschef des Vatikan ist Lajolo für die großen Verwaltungsangelegenheiten zuständig, nimmt aber auch Repräsentationsaufgaben wahr. So nahm er jüngst im Auftrag des Papstes auf dem Petersplatz den großen Weihnachtsbaum aus Belgien in Empfang und leitete die Illuminierungs-Zeremonie. Das Governatorat hatte den internationalen Transport des Baumes organisatorisch und rechtlich begleitet. Die technischen Dienste sorgten dafür, dass das Gehölz windsicher aufgestellt und mit Lampen und Girlanden festlich hergerichtet wurde.

Lajolo und seine mehr als 2.000 Mitarbeiter des Governatorats kümmern sich also um alle Verwaltungs- und Lebensbelange des
Papst-Staates: von Vatikanpost, Fuhrpark, Gesundheits- und Sicherheitsdiensten bis zu Bauamt, Telefon- und Münzamt, der Staatsjustiz, den Vatikanmuseen und der Sternwarte. Dazu gehört auch das staatliche Wirtschaftsmonopol zum Warenan- und -verkauf und zur Abwicklung von Zollangelegenheiten.

Die Leitung des Vatikanstaats ist die bislang letzte Station eines abwechselungsreichen Dienstweges, auf dem Lajolo auch gute Kontakte zu Deutschland unterhielt. 1935 im piemontesischen Novara geboren und 1960 in Rom zum Priester geweiht, studierte er in München bei dem renommierten Kirchenrechtler Klaus Mörsdorf. Lajolo promovierte über die modernen Konkordate und machte während seiner Münchener Zeit Seelsorgsaushilfe in der Pfarrei Sankt Vinzenz.

Nach seiner Diplomaten-Ausbildung kam er 1970 als Attache an die Vatikan-Botschaft in Bonn, die damals unter der Leitung von Nuntius Corrado Bafile (1903-2005) stand. Anschließend war Lajolo 15 Jahre lang - von 1974 bis 1989 - im vatikanischen Außenministerium für
Mittel- und Nordeuropa zuständig, und damit auch für Probleme des geteilten Deutschland.

Anschließend wechselte Lajolo für sechs Jahre in die Verwaltung.
1989 wurde er - im Bischofsrang - Sekretär und damit «Zweiter Mann» in der vatikanischen Güterverwaltung APSA. Hier sammelte er zusätzliche Management- und Verwaltungserfahrung. Danach kehrte er aber wieder in die Diplomatie zurück. Acht Jahre lang, zwischen 1995 und 2003, war Lajolo Apostolischer Nuntius in Bonn und in Berlin.
Anschließend berief Papst Johannes Paul II. ihn zurück nach Rom. Im Staatssekretariat wurde er vatikanischer Außenminister - und damit zuständig für die gesamte Diplomatie des Heiligen Stuhls.

Schon drei Jahre später, 2006, versetzte Benedikt XVI. den norditalienischen Chefdiplomaten auf eine Kardinals-Position. Als Nachfolger des legendären US-Kardinals Edmund Casimir Szoka übernahm Lajolo das wichtigste vatikanische Staatsamt und leitet seither das Governatorat. Im Konsistorium von 2007 wurde er Kardinal. Mit dem 75. Geburtstag ist er nun gehalten, dem Papst seinen Rücktritt anzubieten. Es gilt jedoch als wahrscheinlich, dass Benedikt XVI.
ihn noch eine Zeitlang im Amt belassen wird. Vorgänger Szoka ging erst mit 79 in Pension.