Bethlehem: Patriarch ruft zu Frieden und Gerechtigkeit auf

Gegen Hass, Krieg und Gewalt

Der Lateinische Patriarch von Jerusalem, Erzbischof Fouad Twal, hat in seiner Weihnachtspredigt zur Beendigung des Nahost-Konflikts aufgerufen. Friede und Gewaltlosigkeit sollten Hass, Krieg und Gewalt ersetzen, forderte Twal vor Hunderten von Gläubigen aus aller Welt in Bethlehem. Zugleich kritisierte er eine weltweite Dominanz des Materialismus, unter der die Armen zu leiden hätten.

 (DR)

An der Christmette in der Katharinenkirche nahmen auch Palästinenserpräsident Mahmud Abbas, der palästinensische Ministerpräsident Salam Fajad sowie der Bürgermeister von Bethlehem, Victor Batarseh, teil.

In sechs Sprachen bat Twal die Christen in aller Welt um ihr Gebet für das Heilige Land. Die Menschen in dieser Region lebten als «verfeindete Brüder», sagte er in seiner Predigt. Die Bezeichnung «heilig» verdiene dieses Land erst, «wenn in ihm Freiheit, Gerechtigkeit, Liebe, Versöhnung, Frieden und Sicherheit wohnen». Er rief dazu auf, durch Offenheit und Gastfreundschaft die Mauer der Trennung und der Isolation niederzureißen.

Der Patriarch erinnerte auch an den Krieg in Gaza vor einem Jahr und beklagte das Leid der Zivilbevölkerung. Der Belagerungszustand der Stadt sei erstickend, die Bewegungsfreiheit sei eingeschränkt und viele Familien lebten getrennt, betonte der 69-jährige Jordanier.
Die Palästinenser seien der Reden, Versprechungen, Wartezeiten und Verhandlungen müde. Er verwies darauf, dass Hunderttausende das Land wegen der Schwierigkeiten und der Unsicherheit bereits verlassen hätten.

Twal ging auch auf die weltweite Wirtschaftskrise ein. Er sprach von einem Götzendienst am Geld und forderte mehr Solidarität mit den Armen. Allein die Werte der Mäßigung und des Teilens können nach seinen Worten die Weltwirtschaft wieder in Schwung bringen. Twal wörtlich: «Die finanziellen Probleme der Welt von heute rühren daher, dass sie die Armen vergisst. Weihnachten wird immer ein Schrei sein, der das Gewissen dieser materialistischen Welt stört, deren Grundsätze der grenzenlose Konkurrenzkampf und ein Wettlauf um Bereicherung auf Kosten der Armen sind.»

Im Anschluss an die Mitternachtsmesse zog der Patriarch in traditioneller Prozession zur Geburtsgrotte unter der Geburtsbasilika, an die die katholische Katharinenkirche angrenzt.
Das Gotteshaus war zu der festlichen Messe dicht besetzt, viele Pilger hatten schon Stunden zuvor auf Einlass gewartet. Die Abriegelung des Platzes durch Sicherheitskräfte und starke Sicherheitskontrollen verzögerten den Zugang der Gläubigen.

Unter den Besuchern waren nach Angaben lokaler Christen aus Gaza-Stadt auch rund 500 der rund 3.000 Christen aus dem von Israel blockierten Gazastreifen.

Am Nachmittag des Heiligabends hatten tausende Menschen bei strahlendem Sonnenschein den traditionell feierlichen Einzug des Patriarchen in Bethlehem gefeiert. Auf dem Krippenplatz empfingen ihn Pfadfinder, Folkloregruppen und Besucher aus aller Welt. Den ganzen Tag über unterhielten internationale Chöre die Menschen.

Die Feierlichkeiten in Bethlehem verliefen nach Angaben der örtlichen Sicherheitskräfte ohne Zwischenfälle.