Die Hälfte der Vatikan-Euros soll in den normalen Umlauf kommen

Bald ein Benedikt-Cent im Portemonnaie?

Zum neuen Jahr soll alles anders werden: Bereits ab dem 1. Januar 2010 gibt es neue Regeln für die Herausgabe von Euro-Münzen durch den Vatikan. Was die EU in das Währungsabkommen mit dem Heiligen Stuhl neu aufnehmen will, wollen die EU-Regierungen am Donnerstag im EU-Ministerrat in Brüssel beschließen. Der Vatikan bestätigte bereits, dass grundlegende Veränderungen kommen. Womöglich klingelt bald ein Benedikt-Cent im Portemonnaie.

Autor/in:
Christoph Lennert und Burkhard Jürgens
Begehrt: Die Vatikan-Euro-Münzen (KNA)
Begehrt: Die Vatikan-Euro-Münzen / ( KNA )

Zumindest theoretisch steigen die Chancen, dass eine Münze mit dem Papst-Porträt auch einmal in den Registrierkassen und den Geldbörsen gewöhnlicher EU-Bürger landet. Bislang gehen die Vatikan-Münzen ausschließlich an Sammler. In dem der KNA vorliegenden Entwurf ist vorgesehen, dass der Vatikan künftig 51 Prozent seiner Euro-Münzen zum Nennwert in den regulären Geldumlauf bringen muss. Der Vatikan sei dazu auch bereit, sagte ein leitender Mitarbeiter des vatikanischen Numismatik-Büros am Mittwoch auf Anfrage.

Derzeit werden die Münzserien mit einem Nennwert von 3,88 Euro für 30 Euro in den Handel gebracht - eine nicht unerhebliche Einnahmequelle für den Heiligen Stuhl. Unter Sammlern erzielen die Sets dagegen noch weit höhere Preise von bis zu 1.400 Euro. Im Euro-Raum, merkte die EU-Kommission in einem Bericht zuletzt kritisch an, würden nicht mal ein Prozent aller Münzen über ihrem Nennwert in Münzsets verkauft.

Keine Einnahmeverluste
Einnahmeverluste müssen die neuen Bestimmungen für den Vatikan nicht bedeuten. Künftig soll der Heilige Stuhl Münzen im Wert von etwa 2,3 Millionen Euro prägen dürfen, hieß es im Vatikan. Bislang war es etwa eine Million Euro. Anders gesagt: Der Vatikan könnte so viele Münzen wie bislang für Sammler reservieren, müsste aber zusätzlich etwas mehr auch in den regulären Geldumlauf bringen.

Nach Berechnungen der EU-Kommission ist der Vatikan ohnehin der Euro-Staat, der im Verhältnis zur Einwohnerzahl die weitaus meisten Münzen herausbrachte. Wurden pro Kopf der EU-Bürger im Schnitt von 2002 bis 2008 Münzen im Wert von 63 Euro geprägt, waren es beim Vatikan Münzen für 7.028 Euro - weit mehr als in San Marino (422 Euro) oder Monaco (190 Euro).

Details noch offen
Aus technischen Gründen werde es «nicht ganz leicht» sein, die Vatikan-Euros in den normalen Geldumlauf zu bringen, sagte der vatikanische Münzexperte. Die Vatikanischen Museen, die wenigen Geschäfte des Kleinstaates und die Angestellten könnten dazu genutzt werden. Womöglich werden auch über Geschäfte und Unternehmen im benachbarten römischen Viertel Borgo Pio - also auf italienischem Staatsgebiet - Vatikan-Münzen ausgegeben. Die Details sind aber noch nicht geklärt.

Die EU will laut dem Verhandlungsmandat auch weitere Unklarheiten und Schwammigkeiten aus der bisherigen Währungsvereinbarung beseitigen. So hatte die EU-Kommission bemängelt, dass zwar den EU-Mitgliedern unter den Euro-Staaten Strafmaßnahmen drohen, wenn sie gegen die gemeinsamen Euro-Regeln verstoßen. Gegen die Euro-Kleinstaaten wie San Marino und Vatikanstadt könnten dagegen keine Sanktionen verhängt werden. Künftig soll daher der Europäische Gerichtshof in Luxemburg als Schiedsinstanz fungieren.

Durchsetzen will die EU auch, dass der Vatikan die EU-Gesetze gegen Geldwäsche und Geldfälschung übernimmt. Daneben soll der Heilige Stuhl auch zusichern, dass er die EU-Bestimmungen zum Finanzwesen übernimmt, «sollte im Staat Vatikanstadt ein Bankensektor geschaffen werden».

Die EU-Kommission hatte im Sommer durchblicken lassen, dass sie mit den bis dahin mit dem Vatikan geführten Verhandlungen nicht besonders zufrieden war. «Während die Gespräche mit den Vertretern von Monaco und San Marino konstruktiv waren, zeigte sich der Staat der Vatikanstadt weniger interessiert an einem Meinungs- und Informationsaustausch», vermerkt der Kommissionsbericht lapidar. Im Vatikan hieß es dagegen jetzt, die Neuregelungen seien «in voller beiderseitiger Zufriedenheit» vereinbart worden.