Italiens Bischöfe stellen die Mafia an den Pranger

Mutiger Schritt

Als "dramatischste Verkörperung des Bösen und der Sünde" haben die italienischen Bischöfe die Mafia gegeißelt. "Viele Menschen scheinen der Versuchung erlegen zu sein, gar nicht mehr über dieses Problem zu sprechen oder sich darauf zu beschränken, es als altes unbesiegbares Übel zu betrachten", heißt es in einem Dokument der Italienischen Bischofskonferenz, aus dem die katholischen Zeitschrift "Famiglia Cristiana" zitiert.

 (DR)

Die organisierte Kriminalität dürfe nicht das Geschehen in Wirtschaft und Politik Süditaliens diktieren, schreiben die Bischöfe laut der Vorabveröffentlichung. Die italienische Kirche prangert zudem eine falsche Vorstellung von Ehrenhaftigkeit und das verbreite Schweigen über die Umtriebe der Mafia an.

Bemängelt werden auch die eingeschränkten Rechte und Entfaltungsmöglichkeiten von Frauen in Süditalien. Zugleich weisen die Oberhirten darauf hin, dass die Mafia in den vergangenen 20 Jahren in ganz Italien Fuß gefasst habe. Mit Blick auf Süditalien sprechen sie von einer «Entmachtung der staatlichen Autorität und der öffentlichen Einrichtungen».

Das Papier soll nach Angaben von «Famiglia Cristiana» den Titel «Ressourcen und Würde des Mezzogiorno» tragen und Anfang kommenden Jahres veröffentlicht werden. Die Bischöfe hätten es vergangene Woche während ihrer 60. Vollversammlung in Assisi beraten, berichtet die Zeitschrift. Anlass ist offenbar ein entsprechendes Schreiben der Bischofskonferenz, das vor 20 Jahren, im Oktober 1989, veröffentlicht wurde.