Grundstein für Kölner Moschee gelegt

"Investition in eine gemeinsame Zukunft"

In Köln ist am Samstag der Grundstein für die umstrittene Zentralmoschee gelegt worden. Der Präsident der obersten Religionsbehörde der Türkei, Ali Bardakoglu, sagte, der Bau werde allen Menschen offen stehen. Er sprach sich dafür aus, dass die Imame in den Moscheen in Deutschland künftig auf Deutsch und Türkisch predigen können sollten. Bardakoglu nahm als Ehrengast an der Feier teil.

 (DR)

Zu Zwischenfällen kam es während der Grundsteinlegung nicht. Einem Demonstrations-Aufruf der rechtsextremen Organisation "Pro Köln" folgten rund 85 Teilnehmer. Sie schwenkten Transparente auf der anliegenden Straße. Etwa 20 Gegendemonstranten begleiteten dies mit einem Pfeifkonzert. Das Bauprojekt hatte bundesweit Debatten über Moscheebauten und die Integration von Muslimen ausgelöst.

Sadi Arslan, Vorsitzender der Türkisch-Islamischen Union (Ditib), nannte die Moschee eine "Investition in eine gemeinsame Zukunft". Der Bau soll Ende 2010 fertig sein. "Sie wird das Zentrum für Menschen sein, die in zwei Kulturen zu Hause sind", sagte Architekt Paul Böhm, der den Gebäudekomplex mit seinem Vater Gottfried Böhm entworfen hat. Die Moschee und das dazugehörige Gemeindezentrum sollten architektonisch vor allem Transparenz ausstrahlen.

Stehenden Applaus gab es für den Kölner Alt-Oberbürgermeister Fritz Schramma (CDU), der das in der Domstadt ausgesprochen kontrovers diskutierte Bauprojekt von Anfang an unterstützt hat. Als Beiratsmitglied der Ditib wolle er den Bau weiterhin begleiten. "Mein Nachfolger Jürgen Roters wird das fortsetzen, was wir angefangen haben", sagte Schramma.

Der evangelische Stadtsuperintendent Rolf Domning, der katholische Dechant Rainer Fischer sowie Abraham Lehrer von der jüdischen Gemeinde stimmten in Grußadressen überein, dass mit dem Grundstein für die Moschee auch der Grundstein für ein gemeinsames, friedliches Leben von Muslimen und Christen gelegt worden sei.

Die Grundsteinlegung wurde in drei Zelten mit türkischem Essen, Folkloretanzaufführungen und vielen Gästen gefeiert. Die Moschee im Stadtteil Ehrenfeld soll Platz für 1.200 Gläubige bieten. Im Ursprungsentwurf des Architekten und Kirchenbauers Paul Böhm war Raum für 2.000 Menschen vorgesehen. Die aufgefächerte Kuppel erreicht eine Höhe von 36,5 Meter, die Minarette 55 Meter. Darüber hinaus entsteht ein Gebäude, das als Gemeindezentrum und Deutschland-Zentrale der Ditib dient. Die Baukosten von 20 Millionen Euro sollen durch Spenden und Kredite gedeckt werden.

Derweil bekräftigte der Kölner Schriftsteller Ralph Giordano seine massive Kritik an dem Vorhaben. Der Islamkritiker warf im Deutschlandfunk der deutschen Politik eine völlig verfehlte Integrationsarbeit sowie Feigheit vor und sprach wörtlich unter anderem von "Multikulti-Illusionisten, Gutmenschen vom Dienst und Beschwichtigungs-Aposteln". Zugleich wehrte er sich dagegen, in eine "nazistische-rassistische Ecke" gestellt zu werden. Giordano sagte, er sehe in dem Bau einen "Anspruch, eine Landnahme".

Zuletzt war in Duisburg Deutschlands bislang größte Moschee eröffnet worden.