Behinderte Athleten bereiten sich auf "Special Olympics" in Bremen vor

Nur Gewinner

Mit einer Rekordzahl ist die Anmeldefrist der "Special Olympics Summer Games" für geistig behinderte Menschen 2010 in Bremen zu Ende gegangen. Weit über 4.000 Athleten wollen teilnehmen, die meisten bereiten sich schon seit Monaten vor.

Autor/in:
Dieter Sell
 (DR)

Wenn das Publikum mit dem Herzen dabei ist und die Athleten anfeuert, dann ist Vanessa Giesenberg in ihrem Element. "Das finde ich richtig gut, wenn die dann rufen: Komm, schneller", schwärmt die 23-Jährige. Die junge Frau bereitet sich schon jetzt auf das Radrennen bei den nationalen "Special Olympics" vom 14. bis 19. Juni. Für sie ist in erster Linie der Spaß am Sport wichtig.

So gesehen gebe es sowieso nur Gewinner, ist Vanessa Giesenberg überzeugt. Die Bremer Athletensprecherin lebt in der diakonischen Stiftung Friedehorst, der größten stationären Einrichtung für behinderte und alte Menschen in der Hansestadt. Zusammen mit ihrer Trainerin und Physiotherapeutin Sylvia Petrovic hat sie schon einige Sportarten probiert, um auszutesten, was ihr im Wettkampf am meisten liegt. Bowling war bereits angesagt - und Laufen. "Aber dafür bring ich mich nicht um", sagt sie nun mit fester Stimme und schwingt sich lieber auf das Rad. "Das mach' ich leidenschaftlich gern."

"Damit wird eine Brücke geschlagen"
20 Disziplinen vom Bowling bis zum Kraftdreikampf stehen im nächsten Jahr auf dem Programm des Sport-Meetings, für das Bundespräsident Horst Köhler die Schirmherrschaft übernommen hat. "Lasst mich gewinnen, doch wenn ich nicht gewinnen kann, so lasst mich mutig mein Bestes geben!", lautet der Eid, unter dem sich dann mehr als 4.000 Athleten sowie Trainer und Betreuer in Bremen treffen wollen.

"Die Spiele sollen zeigen, dass behinderte Menschen nicht am Rand der Gesellschaft stehen, sondern mittendrin", sagt der Präsident des deutschen Organisations-Komitees, Hans-Jürgen Schulke. Bei den Special Olympics würden sie beklatscht, angefeuert und bejubelt: "Damit wird eine Brücke geschlagen." Die Organisation ist Teil der weltweit größten Sportbewegung für Menschen mit geistiger und Mehrfachbehinderung.

Leichtathletik, Schwimmen und Tischtennis sind bei den Aktiven besonders beliebt. Schnelligkeit und Weite stehen nicht unbedingt im Vordergrund. "Teilnehmen kann jeder, der regelmäßig trainiert", erläutert Sylvia Petrovic. Bei Vanessa Giesenberg braucht sie da nicht zu drängeln. Für die Radsportlerin ist das regelmäßige Training Ehrensache.

Gruppen mit gleichem Leistungsniveau
Damit alle Teilnehmer die gleichen Chancen haben, starten sie in Gruppen mit dem gleichem Leistungsniveau. Bei jeder Siegerehrung gibt es für die ersten drei Plätze wie üblich Gold, Silber und Bronze. Die Athleten vom vierten bis zum letzten Platz bekommen Schleifchen und werden ebenfalls auf dem Podest ausgezeichnet. Auf diesen Moment freut sich auch Patrick Frese, der ebenfalls in Friedehorst lebt, Rad fährt und läuft. Mit ordentlich Selbstbewusstsein ausgestattet geht er in das Training. Den 100-Meter-Weltrekordlauf des Jamaikaners Usain Bolt in Berlin, ja, den hat er verfolgt. "Ist für mich ein Witz, dieser Sprint", sagt der 18-Jährige. "Schaff' ich locker."

Erster oder Zweiter wolle er bei den Special Olympics schon werden. "Sonst sammelt sich Frust an. Aber ich lasse es mir nicht anmerken." Dass der Erfolg errungen werden will, hat er kürzlich beim Cityrun in Hamburg gespürt. "Ich hab' mir vorher was zum Essen reingeschaufelt und hatte dann Seitenstiche." Er fiel auf den letzten Platz zurück. Schließlich konnte er sich berappeln, das Publikum hat ihn angefeuert. Der junge Mann strahlt: "Ich kam von ganz hinten. Und am Ende war ich Zweiter."