Bislang hunderttausend Besucher in Duisburger Moschee

Ein Jahr Dialog unter der Moscheekuppel

Für eine bundesweit einmalige Verbindung von Gebet und Dialog hatte die Merkez-Moschee in Duisburg-Marxloh bei ihrer Eröffnung vor einem Jahr viel Lob erhalten. Als Brücke zwischen den Kulturen und Religionen war der Bau gepriesen worden. Seitdem haben sich rund hunderttausend Besucher für das Bauwerk und sein Konzept interessiert.

Autor/in:
Andreas Gorzewski
 (DR)

Der imposante Kuppelbau der Duisburger Moschee hat zwei Haupteingänge: Auf der einen Seite betreten Muslime den Gebetsraum, auf der anderen Seite ist das Foyer einer Begegnungsstätte.

«Architektonisch ist der Islam damit hier in Duisburg angekommen», hatte der katholische Bischof von Essen, Felix Genn, bei der feierlichen Eröffnung am 26. Oktober 2008 erklärt. Die Moschee im anatolischen Stil mit einem 34 Meter hohen Minarett und Platz für 1.200 Beter ist nach Angaben der Bauherren das größte islamische Gotteshaus in Deutschland. Das Innere der Kuppel ist mit goldenen Koranversen und bunten Ornamenten verziert.

Unter der silbergrauen Kuppel im Stadtteil Marxloh sind auch die Seminarräume der Begegnungsstätte und ein Bistro untergebracht. Aus der noch spärlich bestückten Bibliothek fällt der Blick auf die nahe katholische Kirche St. Peter und Paul. Auf der Brachfläche zwischen den Gotteshäusern will eine Bürgerinitiative einen Rosengarten anlegen.

Der gesamte Bau kostete rund 7,5 Millionen Euro. Für die Begegnungsstätte zahlten die EU und das Land Nordrhein-Westfalen drei Millionen Euro. Die Kosten für die eigentliche Gebetsstätte musste der Moscheeverein, der zum Dachverband Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (DITIB) gehört, allein tragen.

Die öffentliche Förderung der Begegnungsstätte endete der Geschäftsführerin Zülfiye Kaykin zufolge mit der Bauphase. Für den laufenden Betrieb muss sie sich immer wieder neu um Gelder bemühen. «Wir brauchen weiter Unterstützer, Ideenfinder und Stifter», sagt Kaykin. Sie hat einige fest angestellte Mitarbeiter, mehrere Honorarkräfte und zwei Zivildienstleistende, um den Betrieb aufrecht zu erhalten. Im Haus werden Integrations-, Sprach- und Kochkurse angeboten sowie Fortbildungen und Dialogveranstaltungen.

Anders als in Köln, wo demnächst der Grundstein für die umstrittene Moschee im Stadtteil Ehrenfeld gelegt wird, wurden in Duisburg Anwohner, Kirchen und Lokalpolitik frühzeitig in das Bauvorhaben einbezogen. Ein Beirat mit Vertretern von Schulen, Parteien und Religionsgemeinschaften begleitet die Arbeit der Begegnungsstätte. Nicht übereinander reden, sondern miteinander handeln, beschreibt Kaykin den Ansatz.

Pfarrer Hans-Peter Lauer von der evangelischen Kreuzkirche in Marxloh sieht in der Arbeit von Moschee und Begegnungsstätte ein Signal für Offenheit und Dialog. Der Austausch zwischen den Religionen diene dem Zusammenleben im einstigen Bergarbeiterviertel. So finden unter anderem interreligiöse Schulfeiern statt, bei denen Pfarrer und der Imam der Moschee mitwirken. Außerdem werde der Stadtteil durch die Moschee als attraktives Bauwerk nicht mehr allein mit Arbeitslosigkeit und Armut in Verbindung gebracht, sagt Lauer.

Auf absehbare Zeit wird die Merkez-Moschee im Duisburger Norden vielleicht in den Schatten der geplanten Kölner Moschee treten. Diese wird zentraler liegen und mit wesentlich größerem Aufwand am DITIB-Hauptsitz errichtet. Als Beispiel für interreligiöse und interkulturelle Zusammenarbeit vor Ort wird das Marxloher Modell nach Einschätzung von Kaykin jedoch weiter eine große Bedeutung haben: «Es wird immer ein Highlight bleiben zu erfahren, wie das in Duisburg funktioniert.»