Schlechtere Bezahlung bei Schlecker in der Kritik

Die XL-Schande

Neben Gewerkschaften protestieren jetzt auch Vertreter von Kirche und Politik gegen die schlechtere Bezahlung in den neuen Schlecker-XL-Filialen. "Das Vorhaben der Firma, Mitarbeiter zu entlassen und zu schlechteren Konditionen bei einer Tochterfirma wieder einzustellen, ist eine echte Schande", sagte Nordrhein-Westfalens Arbeitsminister Karl-Josef Laumann.

 (DR)

"Ich erwarte, dass sich ein so großes Unternehmen an Tarifverträge hält", sagte Laumann (CDU) der in Essen erscheinenden "Neue Ruhr/Neue Rhein Zeitung (NRZ/Dienstagausgabe). Schlecker müsse daher schnellstmöglich wieder zur Tariftreue zurückkehren. SPD-Landesschefin Hannelore Kraft hatte sich unlängst am Protest gegen die XL-Filiale im münsterländischen Everswinkel beteiligt.

Der für die Betriebsseelsorge im Bistum Essen verantwortliche Berthold Rose sagte: "Wir können nicht akzeptieren, dass so mit den Mitarbeitern umgegangen wird." Auch der evangelische Kirchliche Dienst in der Arbeitswelt hat sich laut NRZ in den Protest eingeschaltet.

Lohneinbußen von rund 50 Prozent
Die Gewerkschaft ver.di wirft Schlecker vor, die Mitarbeiter der neuen XL-Filialen nicht wie bisher zu den Konditionen des Einzelhandelstarifvertrags zu beschäftigen. Vielmehr würden sie von der Zeitarbeitsfirma Meniar angestellt und an die Schlecker XL GmbH ausgeliehen. Die Gewerkschaft spricht von "Tarifflucht", weil durch diese Konstruktion der für die Beschäftigten ungünstigere Zeitarbeitstarifvertrag der christlichen Gewerkschaften gelte. Im Vergleich zu einem Arbeitsplatz in einer bisherigen Schlecker-Filiale bedeute dies Lohneinbußen von rund 50 Prozent, sagte Achim Neumann, ver.di-Unternehmensbetreuer für Schlecker, der Zeitung.

Bundesweit hat Schlecker nach ver.di-Angaben bislang rund 130 XL-Filialen eröffnet. Für jedes neue XL-Geschäft würden "drei bis fünf kleinere Filialen" geschlossen, sagte Neumann. Seit Januar seien rund 800 "Schlecker AS"-Filialen geschlossen worden.