Christliche Initiative wirft Discountern Ausbeutung in Zulieferländern vor

Reichtum hat seinen Preis

Jahr für Jahr belegen Karl und Theo Albrecht die vorderen Ränge auf der Liste der reichsten Deutschen, dicht gefolgt von Dieter Schwarz. Sie haben Milliarden mit ihren Discountern Aldi und Lidl verdient - nicht nur auf Kosten ihrer Kunden. Kritiker werfen den Unternehmen aggressive Einkaufspolitik im Textilhandel mit Folgen für die Arbeiter in Zulieferländern vor.

 (DR)

Vertreter der Christlichen Initiative Romero protestieren zum "Welttag für menschenwürdige Arbeit" am Mittwoch gegen Schnäppchenpreise im Textilhandel, die zur Ausbeutung in Zulieferländern führen. "Die aggressive Einkaufspolitik der Discounter ist schuld daran, dass die Näherinnen in Bangladesch einen durchschnittlichen Monatslohn von umgerechnet 21 Euro erhalten. Das reicht eigentlich nicht, um die Existenz zu sichern", sagte Sandra Dusch-Silva von Romero am Dienstag in Köln.

Die Produzenten gerade im asiatischen Raum würden von den westlichen Einkäufern massiv unter Druck gesetzt, billige Textilien zu liefern, kritisierte Dusch-Silva. Zwar würden vielerorts die gesetzlich vorgeschriebenen Mindestlöhne gezahlt: "Die sind aber auch zu gering für ein menschenwürdiges Dasein, zumal sie nur in den seltensten Fällen an die steigenden Inflationsraten angepasst werden."

Protest vor Lidl-Stiftung
Außerdem würden die Arbeitsziele für die Arbeiterinnen so hoch gesetzt, dass sie nur mit Überstunden erreicht werden können. "Diese werden so gut wie nie bezahlt", sagte Dusch-Silva. In einem Zuliefererbetrieb etwa sei eine 84-Stunden-Woche an der Tagesordnung gewesen. Bei einem Betriebsbesuch habe sie in Bangladesch eine 18-jährige Schwangere kennengelernt, die ganz erstaunt war, als man ihr erklärt habe, dass es nicht den Arbeitsvorschriften entspreche, wenn sie nur einmal am Tag zur Toilette gehen dürfe, schilderte die Romero-Mitarbeiterin ihre Eindrücke.

Die Mitglieder von Romero rufen für Mittwoch zum Protest vor dem Hauptsitz der Lidl-Siftung im baden-württembergischen Neckarsulm auf. Dort sollen sogenannte Konsumentinnenpostkarten übergeben werden, mit denen Lidl aufgefordert wird, seine Verantwortung für die Beschäftigten in den internationalen Zuliefererbetrieben wahrzunehmen und die "Ausbeutung für Schnäppchenpreise" zu beenden.

Kritik auch an anderen Unternehmen
Die entwicklungspolitische Organisation hatte zuletzt auch die Arbeitsbedingungen von Zulieferern im Outdoor-Bekleidungsbereich und beim Sportartikelhersteller adidas angeprangert.

Romero startete zur Fußball-WM 2006 die internationale "Kampagne für Saubere Kleidung", die in diesem Jahr verstärkt die Arbeitsbedingungen in der Outdoor-Branche in den Blick nimmt. Die Christliche Initiative Romero erinnert mit ihrem Namen an den katholischen Erzbischof Oscar Arnulfo Romero, der 1980 in El Salvador von Todesschwadronen ermordet wurde.