Bischofskonferenz sagt Ökumene-Gespräch nach EKD-Papier ab

"Das Vertrauen ist gravierend gestört"

Ein Papier der Evangelischen Kirche in Deutschland belastet weiter den Dialog der beiden großen Kirchen. Die katholische Deutsche Bischofskonferenz hat nun ein für diese Woche turnusgemäß angesetzte Treffen des Kontaktgesprächskreises abgesagt. "Das Vertrauen ist gravierend gestört", sagt der Regensburger Bischof Gerhard Ludwig Müller.

 (DR)

Statt des Treffens soll es ein "klärendes Gespräch" zwischen führenden Vertretern beider Seiten geben, kündigte die Bischofskonferenz an. Das Papier des EKD-Kirchenamts-Funktionärs Thies Gundlach enthalte "harte Worte", so Bischofskonferenz-Sprecher Matthias Kopp. "In dieser Situation wäre es falsch, einfach zur Tagesordnung des halbjährlichen Gesprächskreises überzugehen." Der Sprecher weiter: "Wir haben die Erwartung geäußert, dass die evangelische Seite die Sache möglichst schnell klärt."

In dem umstrittenen Papier äußert sich Gundlach kritisch über die Lage der katholischen Kirche in Deutschland und einen angeblich rückwärtsgewandten Kurs von Papst Benedikt XVI. Zugleich reklamiert der Verfasser eine intellektuelle Meinungsführerschaft für die evangelische Kirche; wörtlich heißt es: "Die intellektuelle und positionelle Präsenz in gesellschaftlich relevanten Fragen wird in den letzten Jahren deutlich von der evangelischen Kirche dominiert und geprägt." Das eigentlich interne Papier wurde vor einiger Zeit den Medien zugespielt, die in der vergangenen Woche Details daraus veröffentlichten.

Die evangelische Seite sei nun aufgefordert, die Angelegenheit möglichst schnell zu klären, betonte Kopp. Diesem Zweck solle auch ein Treffen am Mittwoch anstelle des ursprünglich vorgesehenen Kontaktgesprächs dienen. Daran nehmen den Angaben zufolge jeweils drei führende Vertreter der Bischofskonferenz und des EKD-Rates teil. Ziel sei es, "ein derzeit sehr belastendes und in der Öffentlichkeit breit diskutiertes Problem zu lösen", so Kopp.

Müller: Deutsche Bischöfe verlangen Klärung von EKD
Das EKD-Papier zeuge von einer "bislang nicht gekannten mangelnden ökumenischen Sensibilität", sagte der Vorsitzende der Ökumenekommission der Deutschen Bischofskonferenz, der Regensburger Bischofs Gerhard Ludwig Müller, der Würzburger "Tagespost" (Dienstag). Die katholischen Bischöfe erwarteten von der EKD eine offizielle Erklärung. Das umstrittene Papier stammt von dem Hannoveraner Oberkirchenrat Thies Gundlach.

Müller sagte, der Text zeuge "auf erschreckende Weise" von einer "Distanz zur katholischen Kirche" und den dort für den Dialog verantwortlichen Personen. Scharf ging der Ökumenebischof vor allem mit der Einschätzung von Papst Benedikt XVI. ins Gericht. Die Analyse komme über die Gemeinplätze "von gewöhnlich gut informierten Kreisen" nicht hinaus. "Das Ganze ist nur ein Cocktail von Lesefrüchten in antikatholisch eingestellten Medien." In Einzelmaßnahmen des Papstes einen planvollen Kurs zurück hinter das Zweite Vatikanische Konzil erkennen zu wollen, sei "plumper Nonsens".

Müller wies auch die Darstellung Gundlachs zurück, es gebe einen Richtungsstreit unter den katholischen Bischöfen in Deutschland. In Bezug auf den Ökumenischen Kirchentag 2010 in München erklärte der Bischof, er habe gehofft, dass die beiden Konfessionen schon lange über eine Konkurrenzsituation hinaus seien. Gundlach reklamiert in seinem Referentenpapier für die vergangenen Jahre eine Meinungsführerschaft der evangelischen Kirche in der deutschen Öffentlichkeit.