In Osnabrück wird der Monat der Weltmission eröffnet

Stadt des interreligiösen Friedens

Für die bundesweite Eröffnung des "Monats der Weltmission" des katholischen Hilfswerks "missio" an diesem Wochenende dürfte es kaum einen geeigneteren Austragungsort geben: Gut 360 Jahre ist es her, seit Osnabrück zum Schauplatz des "Westfälischen Friedens" wurde.

Autor/in:
Sabine Kleyboldt
 (DR)

Die Verträge, die in der niedersächsischen Stadt und dem benachbarten Münster geschlossen wurden, besiegelten das Ende des Dreißigjährigen Krieges (1618-1648). Vor allem: Frieden zwischen Katholiken und Protestanten. Heute wird in Osnabrück über das selbstverständliche Bemühen um Ökumene hinaus auch der interreligiöse Dialog mit Muslimen und Juden großgeschrieben.

"Solche Begegnungen weiten unseren weltkirchlichen Horizont", freut sich Osnabrücks Bischof Franz-Josef Bode über die Gastgeberrolle seines Bistums. Am Beispiel Nigeria werde deutlich, dass Frieden und Versöhnung zwischen den Religionen auch in schwierigsten Situationen gelingen könne. Dafür stehen der katholische Erzbischof von Jos, Ignatius Kaigama, und der muslimische Emir von Wase, Alhaji Haruna Abdullahi. Zusammen mit einer großen Delegation berichten sie in Schulen, Gemeinden und Kirchen über ihr Engagement zur Verständigung von Muslimen und Christen in Nigeria, wo politische Konflikte oft religiös aufgeheizt werden. Religion - "ein Thema, das nicht nur uns in der Friedensstadt Osnabrück immer wieder bewegt", sagt Bode.

Ein "besonderer Akzent des Dankes und der Gastfreundschaft"
In der Tat gibt es in dem rund 160.000 Einwohner zählenden Oberzentrum eine Fülle religiöser Aufbruchbewegungen. Das gute Einvernehmen zwischen Christen, Juden und Muslimen drückt sich nicht nur in gegenseitigen Besuchen in Moschee, Synagoge und Kirche aus.

Als im Frühjahr die Räume der Jüdischen Gemeinde umgebaut wurden, gab ihr das Bistum gerne "Asyl" im Gebäude der früheren Katholischen Fachhochschule. Ungewöhnlich auch, dass der Landesverband der Muslime in Niedersachsen "Schura" kürzlich sein traditionelles Fastenbrechen in der Katholischen Familienbildungsstätte Osnabrück abhielt. Ein "besonderer Akzent des Dankes und der Gastfreundschaft" für das gute Miteinander der Religionen, so die "Schura".

Und vor Monatsfrist sorgte das Bistum mit Plänen für Aufsehen, die Osnabrücker Johannesschule in eine bundesweit einmalige "Abrahamische Schule" unter Beteiligung von Muslimen und Juden umzuwandeln. "Wir bewegen uns damit wieder ein Stück weg von einer west- und eurozentrierten Sichtweise und hin zur Weltkirche", so der Osnabrücker Generalvikar Theo Paul. Derzeit wird das Projekt in der Stadt kontrovers diskutiert. Doch die Begeisterung von Juden und Muslimen stimmt die Diözese optimistisch für die Realisierung der interreligiösen Schule.

Anknüpfungspunkte und kompetente Zuhörer
Seit 2004 bildet zudem die Uni Osnabrück als eine der bundesweit ersten Hochschulen islamische Religionslehrer aus. Und im Wintersemester 2010 soll die universitäre Imam-Ausbildung starten, kündigte Niedersachsens Integrationsminister Uwe Schünemann (CDU) kürzlich an. Auch das Thema Afrika genießt in Osnabrück einen besonderen Stellenwert: Erst vor zwei Wochen erhielt der schwedische Schriftsteller Henning Mankell den renommierten Erich-Maria-Remarque-Preis der Stadt für sein Engagement um den schwarzen Kontinent. Zudem veranstaltet Osnabrück alle zwei Jahre ein Afrikafestival, das nächste im Juni und Juli 2010, parallel zur Fußball-Weltmeisterschaft in Südafrika.

Die Gäste aus Nigeria dürften also in der Friedensstadt viele Anknüpfungspunkte und kompetente Zuhörer vorfinden. Dank einer günstigen terminlichen Fügung gibt der bundesweit begangene "Tag der offenen Moschee" am Samstag den Religionsvertretern eine weitere Gelegenheit für Symbolik: Auf Einladung der türkisch-islamischen Gemeinde besuchen der Erzbischof und der Emir mit Vertretern von "missio" und des Bistums die Osnabrücker Moschee. Am Sonntag findet dann um 11.30 Uhr im Dom ein feierliches Pontifikalamt mit Bode und seinen nigerianischen Bischofskollegen statt. Klar, dass sich ein "Friedensfest der Weltkirche" mit viel Lokalkolorit der Friedensstadt anschließt.