Der CVJM feiert sein 175-jähriges Bestehen

Vom Jünglingsverein zum Jugendverband

Der Bremer "Christliche Verein Junger Menschen" CVJM feiert an diesem Wochenende sein 175-jähriges Bestehen. Er ist damit nach eigenen Angaben der älteste Verein seiner Art in Deutschland - noch älter als das von den Village People besungene YMCA.

Autor/in:
Dieter Sell
 (DR)

Als 1844 engagierte Christen in London die "Young Men's Christian Association" ins Leben riefen, hatte der reformierte Pastor Friedrich Mallet (1792-1865) längst den "Bremer Hilfsverein für Jünglinge" aus der Taufe gehoben. Mallet wollte den Handwerksgesellen, die in ihrer Freizeit auf Wirtshäuser und Herbergen "übelster Art" angewiesen waren, eine Zufluchtsstätte bieten. Aus seiner 1834 gegründeten Initiative entstand der Bremer "Christliche Verein Junger Männer" (CVJM), der nun sein 175-jähriges Bestehen feiert..

Mallet hatte 1832 im schweizerischen Basel die "Sonntagssäle für Arbeiter, Lehrlinge und Knaben" entdeckt. Junge Männer fanden dort ein "gewärmtes Local", in dem sie unter Aufsicht lesen und schreiben konnten. Der Pastor war von dem Hilfsprojekt begeistert und brachte die Idee nach Bremen. Es sei wenig bekannt, dass es vor der Initiative in London bereits Gründungen wie diese gegeben habe, die längst die Leitsätze des CVJM verwirklicht hatten, sagt Weltbund-Präsident Martin Meißner aus Frankfurt/Main. "Deswegen kann sich Bremen als der älteste CVJM in Deutschland bezeichnen", betont der oberste Repräsentant des weltweit größten christlich-ökumenischen Jugendverbandes.

"Das Reich Gottes unter jungen Menschen ausbreiten"
Mallet wollte "das Reich Gottes unter jungen Menschen ausbreiten", wie es später auch in den Grundsätzen des CVJM festgeschrieben wurde. Schon zum 150-jährigen Jubiläum des Bremer Vereins hielt der damalige Weltbund-Präsident James Love aus Schottland fest, Mallet habe damit Grundlagen des CVJM in ganz Europa geschaffen.

Dazu gehörte wie in vielen anderen Städten Deutschlands ein eigenes Haus, das zeitweise als Hotel genutzt wurde. 1972 änderten die Bremer den Namen in "Christlicher Verein Junger Menschen". Bremens CVJM-Sekretär Frank Baumann blickt zurück: "Aus dem Jünglingsverein war längst ein christlich-ökumenischer Jugendverband geworden."

Angebote für 330.000 junge Menschen
Bundesweit treffen sich nach CVJM-Angaben etwa 330.000 junge Menschen in 2.200 Vereinen zu Freizeitangeboten vorwiegend für Kinder und Jugendliche. Weltweit sollen es in 124 Ländern rund 45 Millionen sein. Fußball, Bowling, Kanu-Freizeiten und Show-inspirierte Chorarbeit mit 60 Jugendlichen unter dem Markennamen "Ten Sing" haben in Bremen die "Jungschar"-Gruppen früherer Zeiten abgelöst. Daneben gibt es soziale Arbeit: Zum Klassiker hat sich in der Hansestadt am Heiligabend die "Offene Nacht von Acht bis Acht" entwickelt, die vor allem obdachlose Menschen und Alleinstehende besuchen.

Ein neuer Schwerpunkt sind Angebote, die dabei helfen, Familie und Beruf besser unter einen Hut zu bekommen. Dazu gehören Vater-Kind-Freizeiten und in den Ferien "Day-Camps" für Kinder, die nicht verreisen können und deren Eltern erwerbstätig sind. Für Weltbund-Präsident Meißner ist diese Form der Bremer Arbeit 175 Jahre nach der Gründung des Vereins erneut wegweisend: "Für junge Menschen da zu sein, heißt zugleich, der Stadt Bestes suchen, Salz der Erde und Licht der Welt zu sein - also: der Gesellschaft dienen.