Vor 30 Jahren starb Heinrich Tenhumberg

Der Pressebischof

Er führte nicht nur mit den Kanzlern Adenauer und Erhard Hintergrundgespräche. Als Leiter des Katholischen Büros in Bonn traf er sich auch mit Brandt und Wehner - was ihm den Titel "roter Bischof" eintrug. Mit diesem Vorwurf konnte Heinrich Tenhumberg leben. Denn ihm ging es nicht um parteiliches Taktieren, sondern um politische Ethik. Heute vor 30 Jahren starb der Bischof von Münster.

 (DR)

Der Geistliche, der dann 1969 als Nachfolger von Joseph Höffner Bischof von Münster wurde, war eine prägende Gestalt des deutschen Katholizismus seiner Zeit. Vor 30 Jahren, am 16. September 1979, starb er. Der Bischof, der sich in einer Vielzahl von Aufgaben und Ämtern aufgerieben hatte, erlag im Alter von 64 Jahren einem Herz-Kreislauf-Versagen.

Zu den nachhaltigsten Erfahrungen Tenhumbergs, der am 4. Juni 1915 bei Vreden im Kreis Borken geboren wurde, gehörte die Teilnahme am Zweiten Vatikanischen Konzil in den Jahren 1962 bis 1965. Die Öffnung der Kirche zur Welt, die Verantwortung der Laien in Kirche und Gesellschaft, die Ökumene und das Eingehen auf soziale, wirtschaftliche und gesellschaftliche Fragen in christlicher Verantwortung waren Problemstellungen, die ihn nicht mehr losließen. 1958 wurde er Weihbischof in Münster, 1966 beriefen die deutschen Bischöfe den wortgewandten Kirchenmann zum Leiter ihres Büros am Bonner Regierungssitz.

Einen besonderen Stellenwert räumte Tenhumberg der kirchlichen Medienarbeit ein. Nicht von ungefähr schuf er - bereits 1951 - in Münster die erste Pressestelle einer deutschen Diözese; das damals ebenfalls neue Referat für Film, Funk und Fernsehen folgte. Er hielt es für eine unzulässige Einengung, die Medien nur dann in einem positiven Licht zu sehen, wenn sie sich unmittelbar in den Dienst der Verkündigung stellen. Konkret sprach sich Tenhumberg dafür aus, die Ausbildung katholischer Journalisten zu fördern - unabhängig davon, ob sie ihren Beruf in einem kirchlichen oder weltlichen Umfeld ausüben würden. Die Gründung des Instituts zur Förderung publizistischen Nachwuchses durch die deutschen Bischöfe 1969 in München war auch seiner Initiative zu verdanken.

Tenhumbergs unverkrampftes Verhältnis zu den Medien führte dazu, dass er in der Regel die erste Adresse für Agenturen und Redaktionen war, wenn eine kompetente kirchliche Stellungnahme zu einem aktuellen Geschehen gefragt war. Die von ihm mitbegründete Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) verteidigte der «Pressebischof», wie Tenhumberg bald genannt wurde, gegen Versuche, ihre Funktion auf kirchliche PR-Arbeit zu verkürzen.

Ein damals ungewöhnlicher Weg, sein bischöfliches Lehramt auch mit den Mitteln der Publizistik wahrzunehmen, war Tenhumbergs wöchentlicher Beitrag «Der Bischof antwortet» in seiner Bistumszeitung «Kirche und Leben». Darin nahm er Stellung zu Leseranfragen, die Probleme des Glaubens und der Moral im Alltag der Christen betrafen. Der Erzbischof von Krakau und spätere Papst Johannes Paul II. sprach ihm in einem Brief vom 29. Mai 1978 seine Bewunderung aus «für diese neuzeitliche Form der seelsorglichen Betreuung der Gläubigen, die einem brennenden Bedürfnis so treffend entgegenkommt und bestimmt großen pastoralen Nutzen bringt».