Auf den ersten drei Plätzen rangieren die schlechte Wirtschaftslage, die gestiegene Arbeitslosigkeit und die wachsenden Lebenshaltungskosten. In den vergangenen 18 Jahren hatte erst einmal ein Wirtschaftsthema die Rangfolge angeführt. Am stärksten abgenommen hat laut Studie die Furcht vor steigenden Lebenshaltungskosten (minus 13 auf 63 Prozent). Für die zum 19. Mal erstellte Untersuchung der R+V-Versicherung wurden von Mitte Juni bis Mitte Juli rund 2.400 Personen befragt.
Rita Jakli, Leiterin des Infocenters der Versicherung, nannte den Anstieg beim Thema «höhere Arbeitslosigkeit» um 18 Prozentpunkte auf 66 Prozent «sensationell». Lediglich bei der Angst vor dem Terror sei nach 2001 eine ähnliche Zunahme zu verzeichnen gewesen. Bemerkenswert sei jedoch, dass sich bei der Sorge um den eigenen Arbeitsplatz mit 48 Prozent exakt der Wert von 2008 zeige.
Der Heidelberger Politikwissenschaftler Manfred G. Schmidt nannte den Befund bei der Vorstellung der Studie bemerkenswert. Er spreche für einen verantwortungsvollen Umgang der Politik und der großen gesellschaftlichen Gruppen sowie der Medien mit der Wirtschaftskrise.
Angst vor dem Alter
Mehr und mehr prägt auch die Sorge vor Pflegebedürftigkeit im Alter die Deutschen. Wie in den vergangenen Jahren verzeichneten die Meinungsforscher dabei eine Zunahme, diesmal um einen Prozentpunkt auf 54 Prozent. Ungewissheit über die Versorgung im Pflegefall ist auch stärker verbreitet als die Angst vor schwerer Erkrankung oder sinkendem Lebensstandard im Alter.
Beim Thema Familie sprach Jakli von einer spannenden Entwicklung. Die ohnehin geringe Angst vor einem Zerbrechen der eigenen Partnerschaft sei um fünf Punkte auf 16 Prozent gesunken. Dabei würden tatsächlich 38 Prozent aller Ehen früher oder später geschieden. Auch bei der Frage, ob sich Eltern Sorgen über eine Drogensucht ihrer Kinder machen, sah Jakli ein auffallendes Ergebnis. Trotz diverser Debatten um Komasaufen oder Alkopop-Getränke sei diese Befürchtung binnen Jahresfrist um 8 Prozentpunkte auf 34 Prozent gefallen.
Ost und West in Agnst vereint
Laut Umfrage gibt es beim Angstniveau nach wie vor keine großen Unterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland. Lediglich bei wenigen Themen gibt es signifikante Differenzen. So bereiteten wie in den vergangenen zehn Jahren steigende Lebenshaltungskosten den Menschen in den neuen Bundesländern die meisten Sorgen (72 Prozent); im Westen lag die Quote bei 61 Prozent. Die Westdeutschen denken dagegen weit sorgenvoller an Naturkatastrophen (58 Prozent gegenüber 50 Prozent). Schmidt führte das auf einen früher begonnenen Wertewandel zurück, da die Umweltpolitik die Parteipolitik der alten Bundesrepublik früher geprägt habe.
Umfrage: Wirtschaftliche Lage prägt Ängste, verschärft sie aber nicht
Hiob kann nicht mehr schocken
Die wirtschaftliche Lage bestimmt derzeit ungewöhnlich deutlich die Sorgen und Ängste der Deutschen. Gleichwohl sind die Bundesbürger insgesamt nicht ängstlicher als 2008 oder 2007. Das ergab eine am Donnerstag in Berlin vorgestellte repräsentative Umfrage über die Ängste der Deutschen. Dabei führten Wirtschaftsthemen mit Abstand das Ranking an.
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