Dreimal soviel Plutonium in der Asse wie bisher angegeben

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Die Hiobsbotschaften aus dem Atommülllager Asse bei Wolfenbüttel reißen nicht ab. In der Schachtanlage lagert mit rund 28 Kilogramm offensichtlich mehr als dreimal so viel hochgiftiges Plutonium wie bisher angenommen. Zu diesem Ergebnis sei eine Arbeitsgruppe um den ehemaligen Asse-Betreiber Helmholtz Zentrum München gekommen, teilte das Bundesumweltministerium am Samstag in Berlin mit.

 (DR)

Zuvor hatte bereits die «Braunschweiger Zeitung» über die neuen Tatsachen berichtet und sich dabei auf ein Schreiben des Helmholtz Zentrums an das Bundesamt für Strahlenschutz (BfS) berufen. Die erneute Überprüfung der in der Asse eingelagerten Abfälle habe ergeben, dass die ursprünglich veranschlagte Menge Plutonium von rund 28 Kilogramm doch zutreffend sei, heißt es darin nach Angaben der Zeitung.

Das Bundesumweltministerium verwies darauf, dass bisher immer von neun Kilogramm die Rede gewesen sei. Diese Mengenangabe sei auch im Statusbericht des niedersächsischen Umweltministeriums als «nachvollziehbar und plausibel» bewertet worden. Offensichtlich beruhe diese Angabe aber auf einem Übertragungsfehler zwischen einer Abteilung des Forschungszentrums Karlsruhe und der damals zuständigen Gesellschaft für Strahlenforschung (GSF).

Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) nannte es «unglaublich, dass man sich bei einem so gefährlichen Stoff wie Plutonium einfach in der Mengenangabe irrt». Diese Korrektur zeige einmal mehr, dass man sich nicht auf die Angaben zum Inventar in der Asse verlassen könne. Umso wichtiger sei es, dass das BfS als neuer Betreiber das gesamte Inventar neu bewerte. «Denn das ist natürlich von großer Bedeutung für das Stilllegungskonzept», betonte Gabriel.

Gerade die CDU-Politiker in der Region, die ihm in Bezug auf die Asse gelegentlich «unnötige Panikmache» vorwürfen, sollten begreifen, «dass das hier kein Spaß ist», sagte der Minister. Der Sachverhalt zeige «noch einmal, wie schlecht der Kenntnisstand des früheren Betreibers» gewesen sei.

In einem Schreiben an Landtagspräsident Hermann Dinkla (CDU) übte dem Blatt zufolge auch BfS-Präsident Wolfram König deutliche Kritik am Zustand von Asse-Akten des Helmholtz-Zentrums. «Es gibt weder eine chronologische noch eine inhaltliche Systematik», heißt es in der BfS-Bewertung. Zahlreiche Unterlagen fehlten, so allein 183 Ordner der Finanzabteilung. Der Landtag hatte die Akten für den Untersuchungsausschuss angefordert.

Wie derweil eine Forsa-Umfrage im Auftrag von RTL-«Aktuell» belegt, will mehr als die Hälfte der Deutschen einen Atomausstieg. Danach sind lediglich 38 Prozent aller Deutschen der Meinung, dass die Kernkraft in Deutschland länger als bislang geplant genutzt werden sollte. 57 Prozent meinen, alle Kernkraftwerke sollten wie vorgesehen im Jahr 2021 abgeschaltet werden. Für die Erhebung befragte Forsa zwischen dem 27. und 28. August 1003 Menschen.