Chronologie der deutsch-polnischen Kirchen-Beziehungen

"Gewähren Vergebung und bitten um Vergebung"

Die katholischen Bischöfe Deutschlands und Polens haben in einer gemeinsamen Erklärung an den 70. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs erinnert. Sie riefen dabei am Dienstag zu einer ehrlichen Auseinandersetzung mit der Vergangenheit auf. Bei der Aussöhnung zwischen Deutschen und Polen spielten katholische und evangelische Kirche in den vergangenen Jahrzehnten eine bedeutende Rolle. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) benennt wichtige Stationen auf diesem Weg.

 (DR)

Mai 1964: Mit einer Bußwallfahrt der Pax-Christi-Bewegung nach Auschwitz werden die wenigen Kontakte auf persönlicher Ebene zwischen den Kirchen verstärkt.

Oktober 1965: Die Evangelische Kirche in Deutschland veröffentlicht ihre «Ostdenkschrift». Darin werden die Versöhnung mit Polen und die Anerkennung der Oder-Neiße-Linie gefordert.

November 1965: Während des Zweiten Vatikanischen Konzils laden die polnischen Bischöfe ihre deutschen Amtsbrüder zur 1966 anstehenden 1.000-Jahr-Feier der Christianisierung Polens ein. Das Schreiben endet mit den Worten: «In diesem allerchristlichsten und zugleich sehr menschlichen Geist strecken wir unsere Hände zu Ihnen hin in den Bänken des zu Ende gehenden Konzils, gewähren Vergebung und bitten um Vergebung.» Zwei Wochen später antworteten die deutschen
Bischöfe: «Furchtbares ist von Deutschen und im Namen des deutschen Volkes dem polnischen Volk angetan worden. So bitten auch wir zu vergessen, ja wir bitten zu verzeihen.»

März 1968: Der Bensberger Kreis veröffentlicht das «Memorandum deutscher Katholiken zu den polnisch-deutschen Fragen». Darin wird deutlich ein Verzicht auf die früheren deutschen Ostgebiete angeregt.

Juni 1972: Als Folge des Warschauer Vertrags zwischen Deutschland und Polen errichtet der Vatikan in den ehemals deutschen Ostgebieten neue polnische Diözesen.

Oktober 1973: Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken und 13 katholische Verbände gründen das Maximilian-Kolbe-Werk, das Überlebende der NS-Konzentrationslager und Ghettos in Polen und Osteuropa unterstützt.

1973 bis 1978: 1973 reist erstmals der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Julius Döpfner, nach Polen. 1977 folgte ihm der neue Konferenzvorsitzende, Kardinal Josef Höffner. Im September 1978 stattet erstmals eine polnische Bischofsdelegation unter dem Vorsitz von Kardinal Stefan Wyszynski der deutschen Kirche einen Gegenbesuch ab. Im Oktober wird der Krakauer Kardinal Karol Wojtyla, der am Deutschlandbesuch teilgenommen hatte, zum Papst gewählt

Dezember 1981: Nach der Ausrufung des Kriegsrechts in Polen rufen die deutschen Bischöfe zu einer Sonderkollekte und Paketlieferungen für Polen auf.

Oktober 1982: Die Heiligsprechung des im KZ verhungerten Franziskanerpaters Maximilian Kolbe feiern deutsche und polnischen Katholiken gemeinsam mit einem Dankgottesdienst im Petersdom.

Dezember 1995: Am 30. Jahrestag des Austausches der Versöhnungsbotschaft von 1965 veröffentlichen deutsche und polnische Bischöfe erstmals eine Gemeinsame Erklärung, in dem erstmals auch von dem Unrecht gesprochen wird, das vielen Deutschen durch Vertreibung angetan worden sei.

September 2005: Die Bischofskonferenzen Deutschlands und Polens bekräftigen erneut ihren Willen zur Versöhnung und Freundschaft zwischen beiden Ländern. In einer Gemeinsamen Erklärung fordern sie Deutsche und Polen dazu auf, ihre geistigen und materiellen Kräfte niemals wieder gegeneinander zu richten.

Mai 2006: Benedikt XVI., der Papst aus Deutschland, besucht Polen und Auschwitz

25. August2009: Die katholischen Bischöfe Deutschlands und Polens erinnern in einer gemeinsamen Erklärung an den 70. Jahrestag des Beginns des Zweiten Weltkriegs