Katholischstes Bundesland und Linken-Hochburg

Saarland vor der Wahl

Im Saarland, dem katholischsten deutschen Bundesland, das zugleich die höchste Dichte an Gewerkschaftsmitgliedern besitzt und westdeutsche Hochburg der Linkspartei ist, wird am Sonntag ein neuer Landtag gewählt. Dabei geht es kurz vor der Bundestagswahl um die Frage, ob es SPD und Linkspartei gelingen wird, die CDU abzulösen.

Autor/in:
Udo Lorenz
 (DR)

Knapp zwei Drittel der rund eine Million Saarländer sind katholisch, nur etwa ein Fünftel evangelisch. Auf der Liste der katholischen Kirchenmitglieder stehen auch alle drei
Ministerpräsidenten-Kandidaten: Peter Müller (CDU), Heiko Maas (SPD) und Oskar Lafontaine (Linke). Von Müller und Maas ist bekannt, dass sie in der Kirche mal Messdiener waren. Lafontaine besuchte eine katholische Klosterschule in dem Eifelstädtchen Prüm. Es wird kolportiert, dass seine Mutter gerne gesehen hätte, dass ihr Sohn Pfarrer geworden wäre.

Mit dem hohen Katholiken-Anteil an der Saar kann selbst das von der CSU regierte Bayern nicht mithalten. Waren schon vor der Industrialisierung des heutigen Saarlandes weite Teile erzkatholisch, siedelten sich im 19. Jahrhundert noch einmal überwiegend katholische Arbeiter aus anderen Regionen rund um die Kohlegruben und Hüttenwerke an. Dort wurden die leitenden Positionen jedoch in der Regel mit protestantischen Preußen besetzt. Was nach Aussage des Püttlinger Pfarrers Joachim Conrad dazu führte, dass «die vornehmen Leute im Land evangelisch waren und das Fußvolk katholisch».

Treue Gewerkschafter
Die heimatverliebten und traditionsbedachten Saarländer, bis vor kurzem noch überwiegend von Bergbau und Stahlindustrie geprägt, sind allerdings auch sehr gewerkschaftsbewusst. Fast jeder zweite abhängig Beschäftigte an der Saar ist laut DGB-Statistik noch in einer Gewerkschaft, doppelt so viel wie im Bundesdurchschnitt. Im saarländischen Friedrichsthal-Bildstock steht zudem mit dem Rechtsschutzsaal von 1891/92 das älteste deutsche Gewerkschaftsgebäude überhaupt.

Erst vor gut 50 Jahren in die Bundesrepublik eingegliedert, hatte im Saarland zunächst jahrzehntelang die CDU die politische Vorherrschaft. 1985 schaffte dann die SPD mit Oskar Lafontaine den Machtwechsel und regierte 14 Jahre lang mit absoluter Mehrheit. Nachdem Lafontaine Bundesfinanzminister wurde, und wenig später Amt und SPD-Vorsitz hinschmiss, übernahm 1999 erneut die CDU mit Ministerpräsident Peter Müller die Alleinregierung. Die könnte ihm nun entrissen werden: Nach jüngsten Meinungsumfragen liegen Schwarz-Gelb und Rot-Rot-Grün mittlerweile gleichauf.

Obwohl konfessionelle Bindungen bei Wahlen eine immer geringere Rolle spielen, ermittelte das Meinungsforschungsinstitut infratest dimap bei der Landtagswahl 2004, dass 55 Prozent der katholischen Wähler im Saarland der CDU ihre Stimme gaben. Gewerkschaftsmitglieder wählten dagegen zu 45 Prozent und evangelische Wähler zu 43 Prozent jeweils die SPD nach vorn. FDP und Grüne rangierten klar dahinter und die Linke stand noch nicht auf dem Stimmzettel.

Die Mannheimer Forschungsgruppe Wahlen weiß um eine weitere
Tendenz: Je häufiger der Gottesdienstbesuch, desto mehr tendieren die Wähler zur CDU. Für Matthias Jung, Leiter Forschungsgruppe, ist vor der Wahl noch alles offen. «Im Saarland gibt es einen hohen Katholikenanteil und einen hohen Industriearbeiter-Gewerkschaftsanteil. Was mehr durchschlägt, muss man abwarten». Auf jeden Fall werde dem Saarland bis zur Wahl eine weit größere mediale Öffentlichkeit zuteil als dem kleinen Land aufgrund der Einwohnerzahl eigentlich zustehe.