Die Parteien mühen sich im Wahlkampf um Rezepte für ein besseres Bildungssystem

Bildungssoli, BAföG, Ganztagsschule

Der Unmut über das deutsche Bildungssystem ist groß. Überfüllte Hörsäle und Klassen, Lehrermangel, PISA - die Liste der Probleme ist lang. Die Parteien räumen Bildung breiten Raum in ihren Wahlprogrammen ein.

Autor/in:
Christiane Jacke
 (DR)

UNION: Die Union will bis 2015 zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP) in Bildung und Forschung investieren. Gefordert werden bundesweite "Leistungsmaßstäbe" für Bildungseinrichtungen und Bildungsabschlüsse. Kinder ab vier Jahren sollen verbindliche Sprachtests ablegen, bei Defiziten sollen sie frühzeitig gefördert werden. Bis 2010 sollen alle Kinder, die eingeschult werden, Deutsch sprechen können. CDU und CSU setzen sich auch dafür ein, dass konfessioneller Religionsunterricht zum Kanon der Pflichtfächer gehört. Die Zahl der Schulabbrecher wollen sie bis 2012 halbieren.

SPD: Auch die SPD will bis 2015 zehn Prozent des BIP in Bildung und Forschung investieren. Die Zahl der derzeit jährlich 80 000 Schulabbrecher soll jedes Jahr um zehn Prozent sinken. Für Schüler aus einkommensschwachen Familien, die Abitur machen wollen, soll es in der Oberstufe BAföG geben, auch wenn sie weiter bei den Eltern wohnen. Das Angebot an Ganztagsschulen will die SPD flächendeckend ausbauen. Langfristig soll das gegliederte Schulsystem überwunden werden. Das Studenten-BAföG soll auf weitere Studiengänge und höhere Altersgruppen ausgedehnt werden. Studiengebühren will die SPD abschaffen. Finanziert werden sollen die Bildungsinvestitionen durch eine Anhebung des Steuersatzes für Spitzenverdiener.

FDP: Die FDP will die öffentlichen Ausgaben für Bildung und Forschung möglichst schon bis 2010 über zehn Prozent des BIP steigern. Die Liberalen wollen bundesweite Bildungsstandards und vergleichbare Schulabschlüsse durchsetzen. Für jedes Kind ab dem ersten vollendeten Lebensjahr soll es einen "Bildungs- und Betreuungsgutschein" geben - für Krippen, Musikschulen oder Sportvereine. Im vierten Lebensjahr müssen Kinder nach dem Willen der FDP einen Sprachtest ablegen. Kinder mit Schwächen sollen eine spezielle Förderung bekommen. Von Stipendien sollen laut FDP-Konzept künftig zehn Prozent der Studenten profitieren.

GRÜNE: Die Grünen wollen erreichen, dass alle Kinder mindestens bis zur neunten Klasse gemeinsam lernen. Das achtjährige Gymnasium wollen sie reformieren, das Angebot an Ganztagsschulen ausbauen. Auch die Studienfinanzierung soll erweitert werden. Außerdem wollen die Grünen in den kommenden fünf Jahren 500 000 zusätzliche Studienplätze schaffen. Studiengebühren wollen sie abschaffen. Zur Stärkung der Weiterbildung ist ein Erwachsenen-BAföG vorgesehen - ohne Altersgrenzen oder Berufsbeschränkungen. Finanziert werden sollen die Bildungsinvestitionen durch die Umwandlung des Solidaritätsbeitrags vor. Dieser soll zum Teil zu einem "Bildungssoli" werden. Auch Geld aus einer Erbschaftssteuerreform soll in das Bildungswesen fließen.

LINKE: Die Linke will das Recht auf Bildung im Grundgesetz verankern und darin auch die berufliche Ausbildung einbeziehen. An jeder Schule sollen Sozialpädagogen zum Einsatz kommen. Die Linke will die Gemeinschaftsschule bis zur Klasse 10 als "Regelschule" etablieren und das Angebot an Ganztagsschulen ausbauen. Das BAföG soll ausgeweitet und vom Elterneinkommen abgekoppelt werden. Studiengebühren lehnt die Linke ab.