Merkel und Steinmeier duellieren sich am 13. September auf vier TV-Sendern

Wenn Partner zu Kontrahenten werden

Nach langen Monaten der Spekulation steht es nun fest: Bundeskanzlerin Angela Merkel und Vizekanzler Frank-Walter Steinmeier treffen am 13. September in einem TV-Duell aufeinander, das gleichzeitig auf ARD, ZDF, RTL und Sat.1 übertragen wird. Die besondere Konstellation, dass zwei Mitglieder einer Koalitionsregierung als Kontrahenten agieren müssen, macht den Reiz dieses Duells aus.

Autor/in:
Michael Ridder
 (DR)

Allerdings besteht auch die Gefahr, dass sich keiner von beiden allzu sehr aus der Deckung wagt. Mit vier Moderatoren folgen die Sender dem Konzept, mit dem sie bereits im September 2005 das TV-Duell zwischen Merkel und dem damaligen Amtsinhaber Gerhard Schröder (SPD) übertragen hatten.

Diesmal moderieren Frank Plasberg (ARD), Maybrit Illner (ZDF), Peter Kloeppel (RTL) und Peter Limbourg (Sat.1). Es bleibt abzuwarten, ob einige Schwächen diesmal vermieden werden. So merkten TV-Kritiker seinerzeit an, dass die Moderatoren immer streng der Reihe nach ihre Fragen stellten, was der gewünschten Dynamik zuwiderlief. Negativ fiel zudem auf, dass die Außenpolitik in wenigen Minuten abgehandelt wurde. Immerhin hieß es nun, es solle kein so enges Korsett geben wie 2005.

Fernsehduelle zwischen den Spitzenkandidaten von SPD und CDU gibt es in Deutschland erst seit dem Bundestagswahlkampf 2002. Seit den 60er Jahren waren immer wieder solche Zweier-Diskussionen nach US-amerikanischen Vorbild gefordert worden, doch stets hatte sich einer der beiden Kandidaten verweigert. So gab es lange Zeit nur größere TV-Runden mit Politikern aller im Parlament vertretenen Parteien - bis Gerhard Schröder und Edmund Stoiber (CSU) 2002 gleich zweimal aufeinandertrafen.

Politikwissenschaftler und Fernsehkritiker sind weitestgehend einig, dass ein TV-Duell zwar mehr oder weniger unterhaltsam sein kann, aber in der Regel kaum neue Antworten auf politische Fragen liefert. Der Medienwissenschaftler Norbert Bolz ist der Ansicht, mit solchen Duellen werde die «Personalisierung und Digitalisierung des Politischen» auf die Spitze getrieben. Allerdings zeigte das zweite Duell Schröder gegen Stoiber, dass Fernsehduelle durchaus einen gewissen Einfluss auf die Meinungsbildung haben können.

Damals, am 8. September 2002, musste sich Stoiber vor mehr als 15 Millionen Zuschauern von ARD und ZDF zu der Frage äußern, wie er sich als Bundeskanzler zu einem möglichen Militärschlag der USA im Irak verhalten würde. Stoiber blieb vage, wollte «keine theoretische Option ausschließen» und die «Drohkulisse» nicht schwächen. Eine Steilvorlage, die der amtierende Kanzler und Medienprofi Schröder nutzte: Er schloss jede Beteiligung an einem Angriff aus und führte Stoiber als verantwortungslosen Helfer der Amerikaner vor, der das Leben junger Soldaten riskiere.

Das war nach Meinung vieler Wahlforscher ein Grund, warum Stoibers Stern zu sinken begann. Zuvor hatten CDU und CSU monatelang in den Meinungsumfragen vorne gelegen, außerdem hatte Stoiber im ersten Duell - das am 25. August auf RTL und Sat.1 gelaufen war - überraschend gut ausgesehen. Weil sich der Herausforderer im zweiten Duell aber in der Irak-Frage verstrickte, riefen die meisten Meinungsforschungsinstitute Schröder als Sieger aus. Bei der Bundestagswahl am 22. September lagen SPD und CDU/CSU schließlich gleichauf - und weil die Grünen stärker waren als die FDP, konnte Schröder weiterregieren.

Wenn am 13. September Merkel und Steinmeier aufeinandertreffen, wird einer übrigens wieder nicht dabei sein: Guido Westerwelle. Der FDP-Spitzenkandidat hatte schon 2002 versucht, sich ins TV-Duell einzuklagen, war aber mit diesem Ansinnen bei Verwaltungsgerichten gescheitert. Eine dagegen gerichtete Beschwerde Westerwelles nahm das Bundesverfassungsgericht nicht zur Entscheidung an. Es sei schlüssig und folgerichtig, die beiden Politiker einzuladen, die «allein und ernsthaft» mit einer Wahl zum Bundeskanzler rechnen könnten, entschieden die Karlsruher Richter damals.