Experten streiten über die Auswirkungen von Lohnkürzungen

Bringt Opfer bringen etwas?

Die Forderung nach einer Lohnsenkung von Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt wird weiterhin kontrovers diskutiert. Der Wirtschaftsexperte Peter Bofinger widerspricht Forderungen nach Urlaubsverzicht und Lohnsenkungen und führt die Weimarer Republik als Negativbeispiel an. Befürworter argumentieren, Lohnverzicht sichere in Krisenzeiten Arbeitsplätze.

 (DR)

Zum Vorschlag der mittelständischen Wirtschaft, die den Verzicht auf einen Urlaubstag als Beitrag der Arbeitnehmer gegen die Krise angeregt hatte, sagte Bofinger der "Passauer Neuen Presse": "Wir haben zu wenig Arbeit und führen Kurzarbeit ein, um die Leute in Beschäftigung zu halten. Wenn sie jetzt länger arbeiten sollten, wäre das kontraproduktiv."

Bofinger nannte die Lohnsenkungsidee von Arbeitgeberpräsident Dieter Hundt einen unsinnigen Vorschlag. 1930 seien in Deutschland die Löhne für Facharbeiter um 20 Prozent gesenkt worden. "Das Ergebnis dieser Politik ist bekannt. Deutschland in den dreißiger Jahren ist ein eindrucksvolles Beispiel, wie man es nicht machen sollte", sagte Bofinger.

Dagegen sagte der Tarifexperte des arbeitgebernahen Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW), Hagen Lesch, seit Mitte der 1990er-Jahre seien durch Lohnzurückhaltung 900 000 Arbeitsplätze gesichert worden. "Lohnverzicht sichert in Krisenzeiten ganz klar Arbeitsplätze und schützt vor Entlassungen. Es macht Arbeit für die Unternehmen billiger und verbessert die Gewinnsituation. Dadurch können die Firmen wieder mehr investieren", sagte Lesch der "Bild"-Zeitung (Onlineausgabe).

Hilmar Schneider vom Forschungsinstitut zur Zukunft der Arbeit (IZA) sagte der Zeitung: "Um Jobs zu retten, machen Lohnkürzungen Sinn. Es wäre geradezu fahrlässig von Unternehmen, in einer Schieflage diesbezüglich nicht zu reagieren."

Der Konjunkturchef des Rheinisch-Westfälischen Instituts für Wirtschaftsforschung (RWI), Roland Döhrn, sagte dem Blatt: "Lohnverzicht kann in Unternehmen, in denen ein absehbares Tal überbrückt werden muss, Sinn machen. Beispielsweise ist bei Maschinenbau-Firmen Lohnverzicht denkbar, um Jobs zu sichern und die Situation zu stabilisieren."