Zehn Frauen und acht Männer im Schattenkabinett

59 Tage vor der Wahl hat SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier die Genossen auf den Wahlkampf eingeschworen. «Wir setzen nicht auf Platz, wir setzen auf Sieg», sagte er am Donnerstag bei der Vorstellung seines Wahlkampfteams in Potsdam.

Sein Team stehe für einen «Aufbruch zum Besseren», betonte der SPD-Politiker. Viele der Mitglieder verfügten über Kompetenz und Erfahrung. Die jungen Gesichter stünden für «Dynamik und Aufbruch in diesem neuen Team». Die SPD habe die besseren Köpfe und die besseren Ideen.

Mit Blick auf die schlechten Umfragewerte der SPD wies Steinmeier darauf hin, dass die Union ihr Wählerpotenzial bereits ausgeschöpft habe, die SPD nicht. Er wolle nichts schön reden, sei aber zuversichtlich, dass die SPD mit ihren Schwerpunkten die Wähler nicht nur überzeugen werde, zur Wahl zu gehen, sondern auch das Kreuz an der richtigen Stelle zu machen. «Wir werden klar machen, dass wir besser vorbereitet sind auf die Zukunft des Landes», sagte Steinmeier.

Er warnte vor einer Koalition aus FDP und Union. «Ich sage ihnen, Schwarz-Gelb wäre der Rückweg, der Rückmarsch in die 90er Jahre», sagte der SPD-Politiker und fügte hinzu: «Wir müssen gemeinsam mit diesem Team klar machen, was es bedeuten würde, wenn Sozialdemokraten in diesem Land nicht regieren.» Die Umsetzung der Steuersenkungsversprechen von Union und FDP hätte Auswirkungen auf die «Lebensqualität insgesamt», betonte Steinmeier.

Die Mitglieder im Überlick

Mittelstand
Harald Christ (37): Der gelernte Industriekaufmann hat bei der Deutschen Bank gearbeitet und die HCI Capital AG an die Börse gebracht. Seit 2003 ist er Inhaber und Chairman der Christ Capital Aktiengesellschaft, seit 2008 Inhaber und Vorsitzender des Vorstandes der CUSTODIA Treuhand und Vermögensverwaltung. Er wurde schon mal als Berliner Finanzsenator gehandelt.

Behinderte
Karin Evers-Meyer (49): Die Bundestagsabgeordnete ist seit 2005 Behindertenbeauftragte der Bundesregierung. Seit 2002 ist sie Mitglied des Verteidigungsausschusses, seit 2005 sitzt sie im Ausschuss für Arbeit und Soziales.

Landwirtschaft
Udo Folgart (53): Seit 2006 ist er Vizepräsident des Deutschen Bauernverbands (DBV). 2004 zog der parteilose Politiker für die SPD in den Landtag von Brandenburg ein.

Sport
Dagmar Freitag (56): Seit 1994 ist sie Abgeordnete des Bundestags und Mitglied des Sportausschusses. Seit 2005 ist sie Mitglied des Fraktionsvorstands der SPD.

Umwelt
Sigmar Gabriel (49): Bis 2003 war er Ministerpräsident in Niedersachsen und nach der verlorenen Landtagswahl 2003 Fraktionschef der SPD im Landtag. Ein Posten als SPD-Beauftragter für Popkultur brachte Gabriel mehr Häme als Anerkennung ein. Seit 2005 vertritt er die SPD im Bundestag und ist Umweltminister.

Neue Medien
Hubertus Heil (36): Der Generalsekretär der SPD gehört zu den «Netzwerkern» innerhalb der Partei und ist seit 1998 Mitglied des Bundestags. Er ist Herausgeber der Zeitschrift «Berliner Republik».

Verbraucherschutz
Barbara Hendricks (57): Die SPD-Schatzmeisterin ist seit 1994 Mitglied des Bundestags, von 1998 bis 2007 war sie Parlamentarische Staatssekretärin im Finanzministerium.

Kultur
Barbara Kisseler (59): Die Chefin der Berliner Senatskanzlei verfügt über langjährige Erfahrung im Kulturbereich. Sie studierte Theaterwissenschaft, Film- und Fernsehwissenschaft, Germanistik und Pädagogik. Bevor sie ihr Amt als Leiterin der Senatskanzlei in Berlin antrat, war sie Staatssekretärin für Kultur in der Hauptstadt.

Verteidigung:
Ulrike Merten (57): Die gelernte Kauffrau ist seit 1998 Mitglied des Verteidigungsausschusses, dem sie seit 2005 vorsaß.

Bildung und Integration
Andrea Nahles (39): Die stellvertretende SPD-Vorsitzende ist eine der wichtigsten Vertreter des linken Parteiflügels. Von 1995 bis 1999 war sie Juso-Vorsitzende. Im Dezember 2003 rückte Nahles ins SPD-Präsidium auf. Dem Bundestag gehörte sie von 1998 bis 2002 an. Seit Oktober 2005 ist sie wieder im Parlament vertreten.

Innenpolitik
Thomas Oppermann (55): Er arbeitete zunächst als Richter an Verwaltungsgerichten in Hannover und Braunschweig, bevor er 1998 niedersächsischer Wissenschafts- und Kulturminister wurde. Seit November 2007 ist er Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion.

Hochschule und Forschung
Carola Reimann (41): Die promovierte Biotechnologin ist seit 2000 Mitglied im Bundestag. Seit 2005 engagierte sie sich unter anderem im Ausschuss für Bildung und Forschung sowie Gesundheit und Umwelt.

Arbeit und Soziales
Olaf Scholz (51): Der Rechtsanwalt war nach seiner kurzen Zeit als Innensenator Hamburgs zunächst SPD-Generalsekretär und Parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Bundestagsfraktion. Seit 2007 ist er Bundesarbeitsminister.

Familie:
Manuela Schwesig (35): Die Diplomfinanzwirtin arbeitete zunächst an verschiedenen Finanzämtern, bevor sie ins Finanzministerium Mecklenburg-Vorpommern einzog. Sie trat er 2004 in die SPD ein. Seit Herbst 2008 ist sie Sozial- und Gesundheitsministerin in Mecklenburg-Vorpommern.

Finanzen und Wirtschaft:
Peer Steinbrück (62): Der gebürtige Hamburger ist seit 2005 nicht nur Bundesfinanzminister, sondern auch der stellvertretende Vorsitzende der SPD. Zuvor war der gelernte Volkswirt unter anderem Ministerpräsident sowie Finanz- und Wirtschaftsminister in NRW und Minister für Wirtschaft, Technologie und Verkehr in Schleswig-Holstein.

Verkehr:
Wolfgang Tiefensee (54): Der gelernte Ingenieur leitet derzeit das Ministerium für Verkehr-, Bau- und Stadtentwicklungspolitik. Zudem engagiert er sich seit 2005 als Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer. Vor seinem Ministerposten war er Oberbürgermeister der Stadt Leipzig.

Entwicklungshilfe:
Heidemarie Wieczorek-Zeul (66): Die gelernte Lehrerin ist als Ministerin für den Bereich Entwicklungshilfepolitik verantwortlich. Zuvor engagierte sie sich im Außenwirtschaftsausschuss im Europäischen Parlament und als Mitglied im Bundestag. Zwischen 1993 und 2005 war die gebürtige Frankfurterin stellvertretende Vorsitzende der SPD.

Justiz
Brigitte Zypries (55): Die Juristin ist Justizministerin in der großen Koalition. Zuvor arbeitete sie unter anderem im Bundesinnenministerium, im Niedersächsischen Ministerium für Frauen, Arbeit und Soziales sowie als Staatssekretärin.

Bundesgesundheitsministerin Ulla Schmidt (60) gehört dem Kompetenzteam vorerst nicht an, bis die Vorwürfe in der Dienstwagenaffäre geklärt sind.