Paderborner Bildungsstätte wird 30 Jahre alt

Am Computer über Kirche reden

"Wenn dein Kind dich morgen fragt...", unter diesem Leitwort feiert das Erzbistum Paderborn sein Patronatsfest, das Liborifest. Mögliche Antworten finden Eltern in der Bildungsstätte Liborianum, die in diesen Tagen ihr 30-jähriges Bestehen feiert.

Autor/in:
Claudia Auffenberg
 (DR)

Schon der Fastenhirtenbrief des Paderborner Erzbischofs trug diese Überschrift. Sie ist ein leicht abgewandeltes Zitat aus dem Alten Testament und bringt auch Franz-Josef Volmert zum Nachdenken. Volmert ist Leiter der diözesanen Bildungsstätte Liborianum, die in diesen Tagen ihr 30-jähriges Bestehen feiert. So einer wie er müsste doch eine Antwort parat haben.

"Die Herausforderung" sagt er, "ist, wie man antwortet." Darüber denkt er nach - als Vater und als Erwachsenenbildner: "Wie können wir die Menschen erreichen, die den Hirtenbrief nicht gelesen haben.  Und wie können wir mit denen so sprechen, dass sie uns verstehen?" Eine Frage, mit der sich die Kirche seit 2.000 Jahren befasst, weil jede Generation ihre eigene Antwort finden muss. Seit 30 Jahren denken sie darüber im Liborianum nach. Damals, 1979, übertrug Erzbischof Johannes Joachim Degenhardt das altehrwürdige Gebäude mitten in der Stadt dem Diözesanbildungswerk; einem Verein, der sich die Erwachsenenbildung im Erzbistum zur Aufgabe gemacht hatte. Bis dahin war das Haus Jahrhunderte lang ein Kapuzinerkloster und zuletzt das Knabenseminar des Bistums gewesen. In dem Internat wurden die Jungen schon während der Schulzeit für den Priesterberuf interessiert. Einer der Absolventen war Kardinal Franz Hengsbach, der erste Bischof von Essen.

Für Volmert stellt sich die Frage nach dem "Wie?" nicht nur, wenn es um das Programm seines Hauses geht, sondern auch beim Ambiente. "Wir reden als Christen von Mahlgemeinschaft, und ich möchte, dass die Menschen sie hier im Haus erleben." Für ihn heißt das: Im Speisesaal gibt es kein Büffet, sondern das Essen wird am Tisch serviert. Ob das Erlebnis Mahlgemeinschaft so zu vermitteln ist oder ob es viele kommunikativer finden, gemeinsam irgendwo anzustehen, das frage er sich jeden Tag.

Menschen, die auf der Suche sind
"Hic et nunc" ist sein Maßstab, hier und jetzt, oder wie Volmert
übersetzt: Immer am Ball bleiben. Die Menschen verändern sich, also muss sich die Bildungsarbeit anpassen. Eine große Veränderung, die Volmert in seinem Berufsleben beobachtet, ist der Zeiteinsatz. Zu Beginn seines Berufslebens habe es noch soziale Seminare gegeben, zweijährige Kurse, zu denen sich tatsächlich Menschen angemeldet hätten, um sich eingehend mit der katholische Soziallehre zu befassen. "Heute sind manchen die Wochenendveranstaltungen schon zu lang", so Volmert. Die Menschen nähmen sich weniger Zeit für Systematisches. Auch sei der Anspruch an Bildung sehr viel konkreter geworden.

Bildungsangebote werden laut Volmert weniger nach dem eigenen Interesse, sondern eher nach persönlichem Nutzen ausgewählt. "Die Menschen möchten sehr konkret einsetzen, was sie lernen." Aber birgt das nicht die Gefahr, dass die Bildungsstätte zu einer Volkshochschule wird, in der es nur noch Rhetorik- und Computerkurse gibt? Die Sorge hat Volmert nicht, und überhaupt: An solchen Kursen kann er nichts Verwerfliches finden. Schließlich treffen sich da Menschen, machen etwas zusammen und reden miteinander. "Und da geht es immer wieder auch um Kirche."

Zudem erreicht das Liborianum über solche Angebote Menschen, die normalerweise nicht in eine katholische Bildungsstätte kämen. "Das sind oft Menschen, die auf der Suche sind, aber nicht pastoral angesprochen werden und nicht angesprochen werden wollen." Also: Wie kann man Menschen erreichen, die den Fastenhirtenbrief des Paderborner Erzbischofs nicht gelesen haben? Vielleicht mit einem Computerkurs.