Zollitsch mahnt zu Solidarität im Gesundheitswesen

Gleiche Behandlung für alle

Der Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch hat ein solidarisches Gesundheitswesen angemahnt. Ein System sei nicht dann sozial, wenn es alle gleich behandle, sondern dann, wenn niemand ausgeschlossen werde und die "Gemeinschaft übernimmt, was die Möglichkeiten des Einzelnen übersteigt". Die Ökonomie dürfe nicht zu Lasten der Ethik gehen, sagte der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz am Mittwochabend bei einem regionalen Ärztetag im Caritas-Krankenhaus Bad Mergentheim.

 (DR)

Die Kirche anerkennt Zollitsch zufolge die grundlegende und positive Kraft des Marktes und des Wettbewerbs auch für den Gesundheitsbereich. Dabei dürfe aber nicht die Würde des Patienten aus dem Blick geraten. Knappe Kassen und eine immer älter werdende Gesellschaft dürften nicht dazu führen, den ökonomischen Wert-Begriff auch auf Menschen anzuwenden. «Wer in diesem Sinn vom Wert des Menschen spricht, für den ist es nicht mehr weit zum Begriff des 'unwerten Lebens'», warnte Zollitsch.

Ärzte stünden in großer Verantwortung, die Spannung zwischen Ökonomie und Ethik auszuhalten. Dabei appellierte Zollitsch an die Mediziner, sich nicht nur für die «Reparatur eines bestimmten körperlichen Defekts» zuständig zu fühlen, sondern wann immer möglich den ganzen Menschen mit körperlichem wie seelischem Leid in den Blick zu nehmen. Ein Arzt sei dazu berufen, den Patienten mit «wohlwollender und wertschätzender Zuwendung» zu begleiten.

Zollitsch sprach sich zugleich gegen eine Absolutsetzung der Gesundheit aus. «Gesundheit ist nicht jederzeit wieder herstellbar», so der Erzbischof. Vielmehr müsse das Leben in seiner Begrenztheit als Geschenk Gottes verstanden werden. Christen müssten Einspruch erheben, wenn die berechtigte Sorge um Gesundheit das Maß verliere und sich zu einem «medizinisch-biotechnischem Machbarkeitswahn» steigere. Ärzte sollten dementsprechend für das Leben kämpfen, aber auch um die Grenzen wissen. «Deshalb ist es im Gesundheitswesen auch wichtig, dass Sterben als Teil des Lebens begriffen wird und nicht als Scheitern aller Bemühungen um den Kranken.»