Das bayerische Burghaslach feiert anders

Hagelfeiertag an Fronleichnam

An Fronleichnam können evangelische Mesner, Pfarrer oder Posaunenchorbläser gewöhnlich ausschlafen. Es handelt sich um einen der wenigen rein katholischen Feiertage in Bayern. Nur im mittenfränkischen Burghaslach gehen die Uhren anders: Seit 40 Jahren wird in der 1000-Seelen-Gemeinde der "Hagelfeiertag" begangen, ein Unikum im bayerischen Festtagswesen.

Autor/in:
Thomas Greif
 (DR)

Die Tradition hat ihre Wurzeln im 18. Jahrhundert, doch wie alt sie wirklich ist, wissen die Burghaslacher nicht. 1727 wird der "Hagelfeiertag" in der gemeindlichen Sterbematrikel jedenfalls zum ersten Mal erwähnt. Gefeiert wurde am 8. Juli, dem Kilianstag, mit einem Vor- und einem Nachmittagsgottesdienst.

Einen behördlichen Versuch, den Tag zu kassieren, vereitelten die Burghaslacher zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit Hilfe ihres Ortspfarrers. Er meldete dem Casteller Grafen, er würde gleichsam "Hochverrat" begehen, wenn er versuchen sollte, dem Hagelfeiertag den Garaus zu machen.

Gottesdienst im Bibelgarten
Um die Ortsgepflogenheiten mit den Gebräuchen der katholischen Nachbarn abzustimmen, wurde der Tag 1969 auf den Fronleichnamstag verlegt. Und so wird er auch in diesem Jahr am Donnerstag gefeiert: Mit einem Gottesdienst im Bibelgarten der Baumschule Schlierf, der um 10 Uhr beginnt.

Genau gesehen hatten die Bauern im Rimbachtal am "Hagelfeiertag" natürlich nichts zu feiern. Sondern man sandte die flehentliche Bitte gen Himmel, von Hagelschlägen verschont zu bleiben, die hier, möglicherweise aus kleinklimatischen Sonderbedingungen, früher häufig auftraten.

Der erste schauerliche Bericht aus dem gemeindlichen Lehensbuch etwa vermeldete im August 1738: "Da hat Gott ein solches schreckliches Ungewitter geschicket, dass man gemeint, der Jüngste Tag sei vorhanden dass es Kiesel geworfen, welche gewogen worden zu Pfund, Pfund und 5/4 Pfund. Der liebe Gott wolle alle die nach uns davor bewahren."

"Wie Hühnereier und noch weit größer"
Der Castellsche Verwalter schrieb über das gleiche Ereignis, die Hagelkörner seien "wie Hühnereier und noch weit größer" gewesen; etliche Menschen seien "hart verwundet und viel Vieh totgeschlagen worden". Schon im folgenden Jahr vermerkte er: "Der liebe Gott hat, nachdem man kaum das vorige Wetter in etwas vergessen, und abermal mit eben diesem Kieselwetter heimgesucht, dass auch mehrenteils in der Flur nicht ein Stenglein Rohr grad stehen blieb."

1856 stifteten die Grafen von Castell nach einem Unwetter 400 Gulden zur Behebung der ärgsten Schäden. 1934 lagen die Hagelkörner einen guten halben Meter hoch auf den Straßen, Ziegel, Fenster und Ernte waren zerstört.

Im Mai 1958 schrieb Oberlehrerin Siglinde Blaßl: "Nachts gegen 11 Uhr war ein schreckliches Hagelwetter." Seither hat das Rimbachtal zwar manchen Hagelschlag erlebt, jedoch keinen verheerenden mehr wie jenen, der einstmals zur Einführung des Hagelfeiertages Anlass bot.