1800 Stellen sollen im Werk Bochum gestrichen werden - Einenkel will an Zahlen "noch arbeiten"

Grünes Licht für Opel-Landesbürgschaft

Nach der Einigung auf eine Rettung von Opel durch den Einstieg des österreichisch-kanadischen Automobilzulieferers Magna haben die Länderparlamente in Nordrhein-Westfalen und Hessen am Wochenende grünes Licht für das Vorhaben gegeben. Die Haushaltsausschüsse beider Landtage stimmten am Sonntag für Überbrückungskredite in Höhe von 150 (NRW) beziehungsweise 447 Millionen Euro (Hessen).

 (DR)

In Nordrhein-Westfalen fiel das Votum des Ausschusses einstimmig aus. Auch die FDP stimmte dem Plan zu, nachdem die Partei am Samstag noch Bedenken gezeigt hatte. «Das Sanierungskonzept für Opel ist aus Sicht der FDP mit Chancen, aber auch mit erheblichen Risiken verbunden. Es ist der FDP gelungen, diese Risiken für Nordrhein-Westfalen und die Steuerzahler strikt zu begrenzen», sagten der NRW-Vorsitzende der Liberalen, Andreas Pinkwart, und der Vorsitzende der Landtagsfraktion, Gerhard Papke.

Der Überbrückungskredit in Höhe von insgesamt 1,5 Milliarden Euro ist nötig, damit Opel bis zum Magna-Einstieg nicht in Zahlungsschwierigkeiten gerät. Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU) begrüßte die Entscheidung: «Jetzt herrscht endlich Sicherheit für die Opel-Beschäftigten in Bochum. Der Standort Bochum bleibt erhalten. Es gibt keine betriebsbedingten Kündigungen. Das hat Magna zugesagt. Opel hat nun eine klare Zukunftsperspektive auf der Basis eines plausiblen unternehmerischen Konzepts.»

Zugleich bezeichnete der Ministerpräsident die Entscheidung als «wichtiges Signal für die Zukunft des Industriestandorts Nordrhein-Westfalen». «Wir haben sichergestellt, dass einer der industriellen Kerne in unserem Land auch nach der Krise erhalten bleibt», sagte er.

Im Zuge des erwarteten Stellenabbaus dürften nach Einschätzung von Rüttgers im Opel-Werk Bochum künftig rund 1800 der aktuell 5000 Arbeitsplätze wegfallen. Das Konzept sehe aber den Verzicht auf betriebsbedingte Kündigungen vor, betonte der Ministerpräsident. Unterm Strich könne sich das Ergebnis für Opel in Bochum sehen lassen, da in dem Werk künftig sowohl weiterhin der Zafira als auch das neue Elektroauto Ampera gebaut würden.

Der Bochumer Betriebsrat Rainer Einenkel betonte jedoch, dass der Abbau von 1800 Arbeitsplätzen in dem Werk noch nicht beschlossene Sache sei. «An diesen Zahlen kann man noch arbeiten, da wird es noch viele Gespräche geben», sagte er der «Westdeutschen Allgemeinen Zeitung». Schließlich seien in dem Bochumer Werk in den vergangenen Jahren bereits 3000 Jobs gestrichen worden.

Der Bezirksleiter der IG Metall in NRW, Oliver Burkhard, sagte, mit der erreichten Vereinbarung und den Staatshilfen der Bundesregierung sei der Weg für eine eigenständige Opel Europa AG frei: «Eine Insolvenz von Opel ist abgewendet. Jetzt können wir nach vorne schauen.» An dem geplanten Stellenabbau gebe es aber «nichts schönzureden». Deshalb sei die gute Nachricht für die Beschäftigten, viele Zulieferer, die Opel-Kunden und für ganz NRW zugleich ein «Aufatmen mit Schmerzen».

Der Automobilexperte Ferdinand Dudenhöffer sieht in der Entscheidung für Magna als Investor für Opel die «beste Wahl, die man hätte treffen können». In der Fernsehsendung «MDR aktuell» sagte Dudenhöffer, Opel könne sich so auf dem europäischen Markt weiter «ohne Konkurrenz im eigenen Hause» entfalten. Zudem stehe für Opel durch Magna auch der russische Markt «ganz weit offen», während durch die verbleibenden Anteile des US-Mutterkonzerns General Motors (GM) zugleich auch China und Nordamerika als Absatzmarkt infrage kämen.

Unterdessen berichteten US-Medien, dass GM vermutlich noch im Laufe des Montags seinen Insolvenzantrag bekanntgeben wird. GM hatte in der vergangenen Woche die europäischen Fabriken, Rechte an den Technologien sowie Patente an die Adam Opel GmbH übertragen und damit den Weg für eine eigenständige Zukunft von Opel freigemacht.