"Tatort" über ein schwieriges Familienthema

Ein Kind um jeden Preis

Künstliche Befruchtung ist in Europa ein großes Geschäft, auch weil es in den verschiedenen Staaten unterschiedliche Rechtsvorschriften gibt. Aus Ländern mit strengen Vorschriften wie Deutschland reisen viele Paare mit Kinderwunsch ins Ausland - die Ausgangssituation für einen spannenden "Tatort" am Pfingstmontag.

Autor/in:
Monika Herrmann-Schiel
 (DR)

Die Enthüllungsjournalistin Sandra Walch wird in Linz tot aus der Donau geborgen. Es gibt Spuren von Gewalt. Sonderermittler Moritz Eisner untersucht in diesem "Tatort Kinderwunsch" am Pfingstmontag in der ARD, ob die Frau ermordet wurde, weil sie einer ganz großen Sache auf der Spur war.

Gruppeninspektorin Karin Brandstätter und Kriminalassistent Wolfgang Rohrmoser helfen ihm dabei. Die Obduktion ergibt, dass die Journalistin vor vier Wochen ein Kind auf die Welt gebracht hat. Moritz und Karin erfahren in Walchs Redaktion, dass sie lesbisch und mit der Diplomingenieurin Astrid Heidegger liiert war. Doch niemand kann sagen, woran Sandra zuletzt gearbeitet hat - nur, dass sie die Story plötzlich nicht mehr veröffentlichen wollte.

Heidegger, die nun mit dem Baby ihrer toten Lebensgefährtin lebt, weiß, dass die Journalistin intensiv über künstliche Befruchtung recherchierte. Noch mysteriöser wird die Sache, als ihre Wohnung aufgebrochen und durchwühlt wird. Der Täter ist ganz offenbar auf der Suche nach belastenden Unterlagen. Wenig später wird der Gentechniker Max Biro erschossen. Dessen Witwe berichtet Eisner, sie habe sich vor vier Jahren in der Klinik "Invitral" einer künstlichen Befruchtung unterzogen. Nach der Geburt habe ihr Mann durch einen Genabgleich festgestellt, dass das Kind nicht ihre leibliche Tochter ist. Seiner Frau war heimlich eine fremde befruchtete Eizelle eingesetzt worden. Ganz offensichtlich spielen die Ärzte von "Invitral" ein übles Spiel. Hinter ihnen aber stehen Kreise, die das große Geld machen wollen und dafür kein Verbrechen scheuen. Das bekommen auch Eisner, Brandstätter und Rohrmoser zu spüren.

Krimi-Spannung und Einblicke in ein schwieriges Familienthema
Künstliche Befruchtung ist in Europa ein großes Geschäft, auch weil es in den verschiedenen Staaten unterschiedliche Rechtsvorschriften gibt. Aus Ländern mit strengen Vorschriften wie Deutschland reisen viele Paare mit Kinderwunsch ins Ausland. Der Erfolgsdruck, unter dem die Kliniken wegen der großen Konkurrenz stehen, lieferte Drehbuchautor Thomas Baum die Idee für diesen "Tatort". Die spannende Geschichte zeigt auch die Probleme der Paare. Vor allem für die Frauen ist die Invitro-Befruchtung eine zermürbende Prozedur, denn die Erfolgquote liegt in Deutschland gerade mal bei
15 bis 25 Prozent.

Harald Krassnitzer alias Moritz Eisner hat seine persönliche Meinung zu dem Problem: "Eine künstliche Befruchtung wäre für mich kein Weg." Mitunter sei damit viel Leiden verbunden, denn die Chancen beim ersten Versuch seien gering. "Ich würde meiner Frau eine solche Tortur nicht zumuten wollen."

So liefert der "Tatort Kinderwunsch" neben Krimi-Spannung auch Einblicke in ein schwieriges Familienthema. Und das vor einer ganz neuen Kulisse. Baum freut sich zurecht darüber, dass Linz eine "Tatort"-Stadt geworden sei.