Der Protestkandidat erntete Protest

Peter Sodann

Als TV-Kommissar galt er als dröges Schlitzohr, auf der politischen Bühne trat der 72-Jährige gleich in mehrere Fettnäpfchen. Selbst die Spitzen der Linkspartei wirkten über ihren forschen Bundespräsidentschaftskandidaten gelegentlich pikiert. Nach seiner Nominierung im Oktober 2008 hatte Peter Sodann zunächst mit der Behauptung für Wirbel gesorgt, Deutschland sei keine Demokratie. Außerdem würde er Deutsche Bank-Chef Josef Ackermann verhaften, wenn er Polizeikommissar wäre. Dann bekannte sich der Schauspieler zur Planwirtschaft. Er habe den Kapitalismus "schon immer abschaffen" wollen.

Autor/in:
Nikolaus Sedelmeier
 (DR)

Bereits 2005 hatte Sodann als sächsischer Spitzenkandidat bei den Bundestagswahlen für die PDS kandidieren sollen. Nach Protesten der ARD nahm er aber seinen Hut wieder aus dem Ring und entschied sich zunächst für die Fortsetzung seiner "Tatort"-Karriere als Kommissar Bruno Ehrlicher. Nun aber geht er als Protestkandidat der Linkspartei ins Rennen um das höchste Staatsamt. Keine leichte Aufgabe für einen politischen Quereinsteiger, auch wenn er ein reiner Zählkandidat ist - ohne jede Chance auf Einzug ins Schloss Bellevue.

Sonderlich gradlinig verlief der Weg von Sodann nie. 1936 in Meißen geboren, lernte er zuerst Werkzeugmacher, ehe er das Abitur nachholte. Er studierte Jura, empfand das jedoch als quälend und wechselte an die Leipziger Theaterhochschule. Hier leitete er das Kabarett "Rat der Spötter", das 1961 aufgelöst wurde, weil der Staatsschutz einige Szenen gar nicht zum Lachen fand.

Sodann wurde mit fünf weiteren Studenten verhaftet, zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, die dann aber zu vier Jahren auf Bewährung umgewandelt wurden. Er durfte dann doch noch sein Studium beenden und fand am Berliner Ensemble bei Helene Weigel sein erstes Engagement. Es folgten Rollen an den Bühnen in Erfurt, Karl-Marx-Stadt und Magdeburg.

Seit 1980 lebt er in Halle, wo er 1981 in einem alten Kinosaal das neue theater (nt) gründete. Mitten im DDR-Sozialismus begann, seine Visionen von einer freien Stätte der Kultur und Bildung zu verwirklichen. Innerhalb von zweieinhalb Jahrzehnten baute Sodann mit Energie und Ideenreichtum das nt zu einem Kulturzentrum aus.

Dem breiten Publikum wurde aber erst als erster ostdeutscher "Tatort"-Kommissar bekannt. In 45 Folgen spielte er 15 Jahre lang den Leipziger Kommissar. Im November 2007 lief die letzte Folge mit Sodann, nun war der Weg für den Ausflug in die Politik frei. Am 23. Mai wird er vermutlich abrupt zu Ende gehen.