Papst verurteilt Mauerbau in Israel und Palästinensergebiete

"Mahnmal für die Pattsituation"

Papst Benedikt XVI. hat die israelische Sperrmauer um die Palästinensergebiete deutlich verurteilt. Bei seinem Besuch in einem palästinensischen Flüchtlingslager bei Bethlehem am Mittwoch nannte er das acht Meter hohe Bollwerk aus Beton ein "ödes Mahnmal für das Patt, in das die Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern geraten zu sein scheint". In einer Welt, in der sich immer mehr Grenzen öffneten, sei es tragisch zu sehen, dass neue Mauern errichtet würden.

 (DR)

Er bete eindringlich für das Ende der Feindseligkeiten, die den Bau dieser Mauer verursacht hätten, sagte der Papst. Erneut erinnerte er an die palästinensischen Opfer des Gazakrieges.

«Auf beiden Seiten der Mauer bedarf es großen Mutes, wenn es darum geht, Furcht und Misstrauen zu überwinden, um dem Drang zur Vergeltung für Verlust und Verletzungen zu widerstehen», sagte Benedikt XVI. Er mahnte beide Seiten zu einem Entgegenkommen ohne Vorleistungen. «Wenn jeder auf vorgängige Zugeständnisse des anderen beharrt, kann das Ergebnis nur eine Pattsituation sein.» Die Ansprache Benedikt XVI. wurde wiederholt von Applaus unterbrochen.

Palästinenserpräsident Mahmud Abbas warf Israel eine «systematische Zerstörung der muslimischen und christlichen arabischen Präsenz in Jerusalem» vor. Dies solle die Etablierung Ostjerusalems als Hauptstadt eines Palästinenserstaats und eine Zwei-Staaten-Lösung untergraben. Abbas nannte die Flüchtlingslager ein Symbol für die Vertreibung und Enteignung der Palästinenser nach der israelischen Staatsgründung 1948. Die «Apartheidsmauer» stranguliere die palästinensischen Städte.

Abbas rief zu einer Rückkehr zu ernsthaften Verhandlungen unter internationaler Beteiligung und zur Wiederaufnahme der Roadmap auf, um ein Abgleiten der Region in weitere Gewalt und Extremismus zu verhindern. Die neue israelische Regierung müsse sich zur Zwei-Staaten-Lösung bekennen.

Der Empfang des Papstes fand auf dem Basketballplatz einer Schule des Flüchtlingscamps «Aida» im Schatten der Sperrmauer statt, die Bethlehem von den angrenzenden israelischen Gebieten trennt. In dem Lager leben rund 5.000 Menschen. Als humanitäre Unterstützung stellte Benedikt XVI. 70.000 Euro zur Verfügung. Im Lauf der Begegnung kam er auch mit den Angehörigen von zwei Palästinensern zusammen, die in israelischer Haft sitzen.

Benedikt XVI. äußerte Verständnis für die Frustration der palästinensischen Flüchtlinge, dass ihr «legitimes Streben» nach einem unabhängigen Palästinenserstaat bisher unerfüllt geblieben sei. Sie sähen sich in einer Spirale der Gewalt von Angriff und Gegenangriff, Vergeltung und fortwährender Zerstörung. «Die ganze Welt sehnt sich danach, dass diese Spirale durchbrochen wird, sie ersehnt den Frieden, der den ständigen Kämpfen ein Ende setzt.»

Der Papst appellierte an die internationale Gemeinschaft, ihren Einfluss für eine gerechte und dauerhafte Friedenslösung geltend zu machen. Diplomatische Bemühungen könnten jedoch nur zum Erfolg führen, wenn Palästinenser und Israelis selber bereit seien, aus dem Kreis der Aggression auszubrechen.