Stationen der Papstreise ins Heilige Land

Biblische Orte

Papst Benedikt XVI. besucht vom 8. bis 15. Mai das Heilige Land. Bethlehem, Nazareth und Jerusalem zählen zu den Stationen. Nachfolgend eine Übersicht der biblischen Orte der Papstreise nach Jordanien, Israel und in die palästinensischen Gebiete.

 (DR)

BERG NEBO - Nach biblischer Überlieferung durfte Moses das gelobte Land nur aus der Ferne sehen. Vom Berg Nebo im heutigen Jordanien soll er einen Blick auf das verheißene Land Israel geworfen haben, bevor er starb: «Und der HERR sprach zu ihm: Dies ist das Land, von dem ich Abraham, Isaak und Jakob geschworen habe: Ich will es deinen Nachkommen geben. - Du hast es mit deinen Augen gesehen, aber du sollst nicht hinübergehen», heißt es im fünften Buch Mose im Alten Testament.

TAUFSTELLE JESU - Jesus ließ sich im Jordan von Johannes dem Täufer taufen. Der genaue Ort der Stelle kann freilich nur vermutet werden. Viele Historiker mutmaßen heute aufgrund biblischer Hinweise und frühchristlicher Traditionen, dass die Taufstelle Jesu am jordanischen Ostufer des Flusses liegt, ungefähr eine halbe Autostunde entfernt von der jordanischen Hauptstadt Amman. Neben Jesu Geburtsstadt Bethlehem und Jerusalem, dem Ort der Kreuzigung, gilt die Taufstelle als eine der drei heiligsten Stellen der Christenheit.


VERKÜNDIGUNGSBASILIKA in Nazareth - Die 1969 geweihte Verkündigungsbasilika in Nazareth ist die größte Kirche des Nahen Ostens. An diesem Platz soll der Überlieferung zufolge Maria von dem Engel Gabriel die Geburt ihres Sohnes Jesus verkündigt worden sein. Der erste Sakralbau an diesem Ort wurde vermutlich Mitte des 4. Jahrhunderts errichtet. Die heutige Oberkirche entspricht dem Grundriss der Kreuzfahrerbasilika aus dem 12. Jahrhundert. In der Unterkirche liegt die byzantinische Grotte. Papst Johannes Paul II. feierte im März 2000 eine heilige Messe in der Basilika.

TEMPELBERG in Jerusalem - Der Tempelberg in Jerusalem ist eine heilige Stätte für Juden, Christen und Muslime. Für Juden und Christen ist er der Ort, wo die beiden biblischen Tempel standen. Auf dem heiligen Berg ließ Salomon 960 v. Chr. einen Tempel bauen, den die Babylonier zerstörten. Die Zerstörung des Zweiten Tempels erfolgte durch die Römer. Die erhalten gebliebene Westmauer - die Klagemauer - gilt den Juden als höchstes Heiligtum.

Für Muslime ist der Tempelberg («Haram al-Sharif») der drittheiligste Ort nach Mekka und Medina: Wo die Al-Aksa-Moschee steht, soll Mohammed auf dem geflügelten Pferd «el-Barak» gelandet sein. Vom Fels in der Mitte des Hügels, heute Standort des Felsendoms mit seiner goldenen Kuppel, soll der Prophet in den Himmel aufgefahren sein.

Seit dem Sechs-Tage-Krieg 1967, in dem Israel Jerusalem eroberte, ist die Herrschaft über den Tempelberg geteilt: Religiös bestimmen die Muslime, territorial die Israelis. Wiederholt entzündeten sich am Tempelberg blutige Auseinandersetzungen.

KLAGEMAUER in Jerusalem - Die Klagemauer ist das Zentrum jüdischer Frömmigkeit. Sie stammt aus der Zeit von König Herodes. Er ließ 37 v. Chr. vier Stützmauern um den Zweiten Tempel in Jerusalem errichten. Nach der Zerstörung des Tempels durch die Römer 70 n. Chr. blieb nur die westliche Mauer erhalten, die heutige Klagemauer. Wie der Tempel in antiken Zeiten dient die Klagemauer Juden als Ort des Gebets und der Klage, der besonders an jüdischen Feiertagen aufgesucht wird. Gemäß jüdischem Brauch gibt es getrennte Gebetsbereiche für Frauen und Männer.

GEBURTSKIRCHE in Bethlehem - Das nur wenige Kilometer südlich von Jerusalem gelegene Bethlehem gilt als Heimat des König David. Deshalb wurde später das Kommen eine mächtigen Friedensfürsten aus Bethlehem erwartet. Wahrscheinlich gilt die Stadt deshalb als der Geburtsort Jesu. Die heutige Geburtskirche wurde von Kaiser Justitian (527-565 n. Chr.) an der Stelle einer älteren Basilika aus dem 4. Jahrhundert errichtet. Die eigentliche Geburtstätte befindet sich der Überlieferung zufolge in einer Grotte unterhalb des Chores. Nach der Kreuzfahrerzeit gingen einzelne Teile des Sakralbaus in die Verwaltung der griechisch-orthodoxen, der armenisch-orthodoxen und der römisch-katholischen Kirche über.

GRABESKIRCHE in Jerusalem - Als Ort des Grabes Christi, das sich nach dem Johannes-Evangelium im Garten des Josef von Arimathäa befindet, wird seit der konstantinischen Zeit die Grabeskirche bezeichnet. Sie gilt als das wichtigste Heiligtum des Christentums. Hier finden sich unter dem Dach einer Basilika die letzten Stationen des Leidenswegs Jesu mit der Kreuzigungsstätte und dem Grab. Traditionell feiern Gläubige dort auch das Osterereignis: die Auferstehung Christi.

Auf Initiative von Kaiser Konstantin wurde 326 n. Chr. mit dem Bau der Grabeskirche begonnen. Den Besitz der Kirche, die der Überlieferung zufolge am Ort der Kreuzigung Jesu erbaut wurde, teilen sich seit 1852 die römisch-katholische, die griechisch-orthodoxe Kirche sowie die Armenier und kleinere christliche Gemeinschaften.

Über Besitz- und Nutzungsrechte an dem äthiopisch-orthodoxen Deir al-Sultan Kloster, das 1875 auf dem Dach der Grabeskirche errichtet wurde, gibt es immer wieder Konflikte zwischen der Äthiopischen Kirche in Jerusalem und der koptischen Kirche. Den Schlüssel zum heute einzigen Zugang der Grabeskirche verwaltet traditionsgemäß eine muslimische Familie.