Israel verbietet palästinensische Tribüne zum Papstbesuch

Reise wirft Schatten voraus

Die Palästinensische Autonomiebehörde will trotz eines richterlich verhängten Baustopps eine Tribüne für den Papstbesuch in einem Bethlehemer Flüchtlingslager "zunächst weiterbauen". Der für die Visite von Benedikt XVI. zuständige palästinensische Minister Siad El Bandak kündigte am Montag der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Jerusalem Verhandlungen in dem Streitfall an.

 (DR)

Ein israelischer Richter hatte den Bau auf Antrag der Zivilverwaltung des israelischen Militärs in den besetzten Gebieten untersagt. Zur Begründung hieß es, die Organisatoren der Papstvisite hätten eine Genehmigung einholen müssen, weil der Ort im von Israel verwalteten sogenannten C-Gebiet liege. Das sei nicht geschehen. Die Tribüne wird im Flüchtlingslager Aida errichtet, das Benedikt XVI. zum Ende seines Besuchs in Bethlehem am 13. Mai besuchen will. Der Platz liegt genau neben der von Israel als «Schutzwall» bezeichneten Mauer zwischen Jerusalem und Bethlehem.

Der verantwortliche Offizier bei der Zivilverwaltung, Miki Galin, warf den Palästinensern auf KNA-Anfrage vor, sie wollten den Papstbesuch politisch aufladen. So hätten sie die Tribüne mit «Schauplatz der Rückkehr» benennen wollen, in Anspielung auf das geforderte Rückkehrrecht palästinensischer Flüchtlinge nach Israel. «Diese Politisierung entspricht nicht dem Geist der Pilgerfahrt des Papstes», so Galin. Er erklärte, der Standort liege «mitten in der Sicherheitszone», in der die Armee «Terroristen abfängt».

Im Flüchtlingslager Aida leben rund 5.000 Menschen. Zumeist sind es Nachfahren von Flüchtlingen, die 1948 von israelischen Kämpfern aus Dörfern im Gebiet des heutigen Israel vertrieben wurden.

Nach Auskunft des Kirchen-Verantwortlichen für den Bethlehemer Abschnitt der Reise, Majdi El Sirjani, war im Lager Aida «kein anderer Platz zu finden, der groß genug für ein Treffen des Papstes mit den Bewohnern des Flüchtlingslagers wäre». Daher habe man sich gemeinsam mit Vertretern des Vatikan für den Platz neben der Sperrmauer entschieden.

Der Organisator im Lager Isa Qaraqa erklärte, die Bewohner wollten dem Kirchenoberhaupt von ihrem «schwierigen Leben unter der israelischen Besatzung» berichten. Der Platz direkt neben der Sperrmauer sei dafür besonders symbolträchtig.

Nach Aussage von Minister El Bandak ist es «Hauptsorge der Palästinenser, den Papst würdig in dem Flüchtlingslager begrüßen zu können» und einen «realistischen Einblick in die Lebenswirklichkeit der palästinensischen Flüchtlinge» zu geben. Sollte die Begegnung nicht am geplanten Ort zustande kommen, könne man auf einen anderen Platz ausweichen.